PHILOSOPHISCHES CAFÉ
Thema: »Van Goghs Schuhe – Über das Leben der Dinge« Gast: Wolfgang Schivelbusch
»Solidarität mit den armen Dingen.«
Vom Leben der Dinge zu reden löst Irritationen aus. Denn sie gelten häufig als totes Zeug. Würdelos wie das Haushaltspapier »Wisch & Weg«. Wolfgang Schivelbusch macht in seinem neuen Buch einen »Versuch über Konsumtion« und will nicht weniger als den Dingen ihre Würde zurückgeben. Sie sind nicht bloß Objekte. Wir stehen mit ihnen in Wechselwirkung und sind mit den Dingen im »Stoffwechsel«. Es gibt keine Endverbraucher. Es gibt nur Verwandlungen. »Wir werden die Sofas, auf denen wir sitzen, und die Sofas werden wir« ist sein Lieblingszitat (»Manifest der futuristischen Malerei«). Das heißt allerdings auch, dass Körper, die industrielle Dinge konsumieren, selbst »industrialisiert werden«. Die Dinge haben einen »Assimilationswert«. Den fügt Schivelbusch dem Gebrauchs- und Tauschwert hinzu. So kommen bei ihm Mimesis und Poiesis wieder zu ihrem Recht. Er rehabilitiert die Stofflichkeit und Wirksamkeit der Dinge und erinnert daran, dass es Leben ohne Destruktion nicht gibt. Im Konsum sind Zerstörung und Erneuerung verschränkt. Es ist eben »Das verzehrende Leben der Dinge«, so der Buchtitel (Hanser). Die Rezensenten schwärmen: »Ein Bildungsroman der Arbeit und Kaleidoskop der Kulturgeschichte zugleich« (»Süddeutsche Zeitung«).
Der Kulturhistoriker Wolfgang Schivelbusch lebte 40 Jahre in New York. Nun ist er zurück in seine Heimatstadt Berlin gezogen. 2013 erhielt er den Lessingpreis der Freien und Hansestadt Hamburg.
Gastgeber: Reinhard Kahl
Mit freundlicher Unterstützung der Udo Keller Stiftung Forum Humanum
Donnerstag, 25.6.2015
19.00 Uhr
€ 10,– / 6,–
Literaturhaus