Mi 3.5.06
20.00 Uhr
Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 22087 Hamburg
8,-/6,-/4,-

Charles Lewinsky

liest aus seinem neuen Roman “Melnitz”. Andreas Isenschmid moderiert

“For a real bargain, while you’re making a living, you should make also a life.” Aaron Bronson

“Einer allein kann gar nicht so viele Geschichten erzählen”: Und ob er kann! Klappt man den ziegelstein-dicken Roman “Melnitz” des Schweizer Schriftstellers, Drehbuchautors und Komponisten Charles Lewinsky auf, so wandert man augenblicklich im Schlepptau des regenschirmschwingenden Viehhändlers Salomon Meijer aus dem Judendorf Endingen durch den Aargau, lacht und weint für die nächsten 765 Seiten mit seiner weitverzweigten, vier Generationen umspannenden Mischpoche. Jetzt will man wissen, wer einander kriegt und wer nicht, wer viel zu früh stirbt und wer steinalt, wer in alten Tagen hellsichtig wird und wer komplett meschugge. Bei der soghaft-opulenten Familiengeschichte der Meijers liest sich unversehens die Weltgeschichte mit. “Melnitz” ist ein eindringlich erzähltes Zeugnis von Ausgrenzung und Verfolgung der Schweizer Juden, die erst 1866 die vollen Bürgerrechte erhielten. Und ein großes Leseglück.

Lewinskys Kunst sind seine hinreißenden Charaktere: die spröde Chanele, die die große Liebe sucht und die kleine findet, aber mit ihrer pragmatischen Klugheit die Fäden der Meijer’schen Textildynastie zieht; der Fabulierer Janki, dessen kriegsverletztes Bein ihn schmerzt, obwohl er nie ein Schlachtfeld aus der Nähe sah; François, der vergebens hofft, durch Weihwasser und als Meier ohne “Jud” ein akzeptiertes Mitglied der Zürcher Gesellschaft zu werden; der ewige Junggeselle Arthur, ein Arzt, der sich in einen jungen Ringer verguckt und spät eine unbekannte deutsche Jüdin heiratet, um sie und ihre Kinder vor der Deportation zu retten. Einer bewahrt im Durcheinander der Zeiten und Orte den Überblick, denn er ist schon lange woanders: “Immer, wenn er gestorben war, kam er wieder zurück.” Der Wiedergänger Onkel Melnitz taucht immer in Krisensituationen auf, um den Nachkommen den Kopf zurechtzurücken. Sie leben und lieben, diese Meijers, sie streiten sich und fangen immer wieder von vorne an. Trotzdem bleibt ihnen das große Glück verwehrt und manchen sogar das kleine. Doch Charles Lewinsky beschreibt ihr Scheitern ganz ungemein warmherzig, melancholisch und wundervoll ausufernd: “Er sagt und zeigt alles, und alles im richtigen Ton” (NZZ).

8,-/6,-/4,-

“For a real bargain, while you’re making a living, you should make also a life.” Aaron Bronson

“Einer allein kann gar nicht so viele Geschichten erzählen”: Und ob er kann! Klappt man den ziegelstein-dicken Roman “Melnitz” des Schweizer Schriftstellers, Drehbuchautors und Komponisten Charles Lewinsky auf, so wandert man augenblicklich im Schlepptau des regenschirmschwingenden Viehhändlers Salomon Meijer aus dem Judendorf Endingen durch den Aargau, lacht und weint für die nächsten 765 Seiten mit seiner weitverzweigten, vier Generationen umspannenden Mischpoche. Jetzt will man wissen, wer einander kriegt und wer nicht, wer viel zu früh stirbt und wer steinalt, wer in alten Tagen hellsichtig wird und wer komplett meschugge. Bei der soghaft-opulenten Familiengeschichte der Meijers liest sich unversehens die Weltgeschichte mit. “Melnitz” ist ein eindringlich erzähltes Zeugnis von Ausgrenzung und Verfolgung der Schweizer Juden, die erst 1866 die vollen Bürgerrechte erhielten. Und ein großes Leseglück.

Lewinskys Kunst sind seine hinreißenden Charaktere: die spröde Chanele, die die große Liebe sucht und die kleine findet, aber mit ihrer pragmatischen Klugheit die Fäden der Meijer’schen Textildynastie zieht; der Fabulierer Janki, dessen kriegsverletztes Bein ihn schmerzt, obwohl er nie ein Schlachtfeld aus der Nähe sah; François, der vergebens hofft, durch Weihwasser und als Meier ohne “Jud” ein akzeptiertes Mitglied der Zürcher Gesellschaft zu werden; der ewige Junggeselle Arthur, ein Arzt, der sich in einen jungen Ringer verguckt und spät eine unbekannte deutsche Jüdin heiratet, um sie und ihre Kinder vor der Deportation zu retten. Einer bewahrt im Durcheinander der Zeiten und Orte den Überblick, denn er ist schon lange woanders: “Immer, wenn er gestorben war, kam er wieder zurück.” Der Wiedergänger Onkel Melnitz taucht immer in Krisensituationen auf, um den Nachkommen den Kopf zurechtzurücken. Sie leben und lieben, diese Meijers, sie streiten sich und fangen immer wieder von vorne an. Trotzdem bleibt ihnen das große Glück verwehrt und manchen sogar das kleine. Doch Charles Lewinsky beschreibt ihr Scheitern ganz ungemein warmherzig, melancholisch und wundervoll ausufernd: “Er sagt und zeigt alles, und alles im richtigen Ton” (NZZ).

Mit freundlicher Unterstützung des Schweizer Generalkonsulats.