colum mccann
“Wo es kein Glück gab, war die Illusion von Glück umso wichtiger.”
Zoli Novotna trägt drei Röcke übereinander, in ihre Haare hat sie Goldmünzen genäht, und wenn Zoli singt, hört die Erde für einen Moment auf, sich zu drehen. Zoli ist Roma, und wir begleiten sie in Colum McCanns grandiosem neuen Roman ein gutes Stück auf ihrem verschlungenen Lebensweg durch das letzte Jahrhundert. Gerade löschten die Hlinka-Faschisten ihre Eltern und Geschwister aus: Mit ihren Wohnwagen wurden die Roma auf einen zugefrorenen See getrieben und dort festgehalten, bis das Eis zu schmelzen begann. Daraufhin zieht die Sechsjährige mit ihrem Großvater, einem unbeugsamen Anhänger der Marx’schen Schriften, und einem alten Klepper durch die Wälder der Slowakei – immer auf der Flucht, immer auf der Suche, immer in Gefahr: “Wir sind voller Namen, sagte er, und das werden wir immer sein, so sind wir eben.” Der Großvater lehrt Zoli Ungeheures: lesen und schreiben. Aus der Sängerin wird die Dichterin, die Buchstaben eröffnen neue Welten: “Selbst als junges Mädchen wollte ich immer zu viel.” Schnell erkennt das sozialistische System, dass es sich die “Zigeuner-Intellektuelle” trefflich zunutze machen kann. Zoli wird zum “poster girl” für den neuen Typus der tschechoslowakischen Frau und gerät zwischen die Fronten. Stephen Swann, ein irischer Journalist, verfällt ihrer schwermütigen Schönheit rettungslos und verrät sie dennoch: “Ich sah ihr zu, und es war, als stünde ich brusttief in ihr und wäre verloren.” Die Roma-Gemeinschaft verstößt sie, und die Verfemte macht sich auf, den Eisernen Vorhang zu durchqueren.
Colum McCann schraubt sich in seinem aufregenden, bei Rowohlt erschienenen Buch über Macht, Leidenschaft, Gemeinschaft, Politik und die Gefahr, anders zu sein, tief in die Gehirnwindungen seiner faszinierenden Heldin und schafft – nachdem er in “Der Tänzer” schon Rudolf Nurejew ein zutiefst menschliches Antlitz verlieh – die wohl stärkste und ans Herz gehendste Frauenfigur dieses Lesewinters. Gleichzeitig schreibt er funkelnd über die lebensverlängernde Wirkung der Literatur: “Ich hatte mich in Bücher verliebt, denn in den stillen Stunden waren sie freundlich zu mir.”
“Wo es kein Glück gab, war die Illusion von Glück umso wichtiger.”
Zoli Novotna trägt drei Röcke übereinander, in ihre Haare hat sie Goldmünzen genäht, und wenn Zoli singt, hört die Erde für einen Moment auf, sich zu drehen. Zoli ist Roma, und wir begleiten sie in Colum McCanns grandiosem neuen Roman ein gutes Stück auf ihrem verschlungenen Lebensweg durch das letzte Jahrhundert. Gerade löschten die Hlinka-Faschisten ihre Eltern und Geschwister aus: Mit ihren Wohnwagen wurden die Roma auf einen zugefrorenen See getrieben und dort festgehalten, bis das Eis zu schmelzen begann. Daraufhin zieht die Sechsjährige mit ihrem Großvater, einem unbeugsamen Anhänger der Marx’schen Schriften, und einem alten Klepper durch die Wälder der Slowakei – immer auf der Flucht, immer auf der Suche, immer in Gefahr: “Wir sind voller Namen, sagte er, und das werden wir immer sein, so sind wir eben.” Der Großvater lehrt Zoli Ungeheures: lesen und schreiben. Aus der Sängerin wird die Dichterin, die Buchstaben eröffnen neue Welten: “Selbst als junges Mädchen wollte ich immer zu viel.” Schnell erkennt das sozialistische System, dass es sich die “Zigeuner-Intellektuelle” trefflich zunutze machen kann. Zoli wird zum “poster girl” für den neuen Typus der tschechoslowakischen Frau und gerät zwischen die Fronten. Stephen Swann, ein irischer Journalist, verfällt ihrer schwermütigen Schönheit rettungslos und verrät sie dennoch: “Ich sah ihr zu, und es war, als stünde ich brusttief in ihr und wäre verloren.” Die Roma-Gemeinschaft verstößt sie, und die Verfemte macht sich auf, den Eisernen Vorhang zu durchqueren.
Colum McCann schraubt sich in seinem aufregenden, bei Rowohlt erschienenen Buch über Macht, Leidenschaft, Gemeinschaft, Politik und die Gefahr, anders zu sein, tief in die Gehirnwindungen seiner faszinierenden Heldin und schafft – nachdem er in “Der Tänzer” schon Rudolf Nurejew ein zutiefst menschliches Antlitz verlieh – die wohl stärkste und ans Herz gehendste Frauenfigur dieses Lesewinters. Gleichzeitig schreibt er funkelnd über die lebensverlängernde Wirkung der Literatur: “Ich hatte mich in Bücher verliebt, denn in den stillen Stunden waren sie freundlich zu mir.”