david grossman
„Auch bei mir / ist der Gesang die Sprache meiner Trauer.”
Ein Buch, ein Büchlein eher, schmal vom Umfang, doch gewaltig in der Wirkung: In seinem neuesten Werk „Aus der Zeit fallen” (Hanser) hat der israelische Schriftsteller David Grossman gewagt, das Unfassbare zwar nicht fassbar zu machen, aber immerhin zu beschreiben: die Trauer um ein totes Kind. Zwei Jahre hat er an dem Text gearbeitet, entstanden ist ein vielstimmiges Kaddisch, viel weniger ein Zornesschrei als eine Wehklage um das nicht zu Ende gelebte Leben: „Solange meine Seele in mir wohnt, / werd ich das Dunkel dieses Augenblicks / schöpfen und trinken und bluten.”
„Aus der Zeit fallen” verweigert sich den Genres, ist Lyrik und Drama zugleich, ist Totenklage und Hoffnungsschrift. Außerhalb der Grenzen von Zeit und Raum verbinden sich die Stimmen von mythischen und irdischen Figuren – ein Zentaur, ein Mann und eine Frau, ein Chronist der Stadt, eine Hebamme – im Trauergebet um ihre verlorenen Kinder. Das Kaddisch vereint im Ende die Trauernden, indem es ihnen ermöglicht, die Namen ihrer toten Kinder auszusprechen. Sprache als Überlebensstrategie, Gemeinschaft als Perspektive. Wird der Tod durch die menschliche Nähe zwar nicht fassbar gemacht, so kann die gemeinsame Trauer die Schmerzen doch lindern: „David Grossman schreibt nicht allein um sein Überleben, sondern um unseres” (Die Zeit). Die Übersetzerin Anne Birkenhauer hat das „Zerbrechen der Sprache” kunstvoll aus dem Hebräischen ins Deutsche übertragen, indem sie den Text formal behutsam angeglichen hat, ohne seine Sprengkraft zu verletzen.
Der schreibende Friedenskämpfer und weltweit vielfach ausgezeichnete Autor David Grossman, 1954 in Jerusalem geboren, war zuletzt mit seinem ebenso berückenden wie bedrückenden Roman „Eine Frau flieht vor einer Nachricht” im Literaturhaus zu Gast. Während er noch an dem Buch arbeitete, fiel sein jüngster Sohn Uri in den letzten Tagen des zweiten Libanonkrieges.
„Auch bei mir / ist der Gesang die Sprache meiner Trauer.”
Ein Buch, ein Büchlein eher, schmal vom Umfang, doch gewaltig in der Wirkung: In seinem neuesten Werk „Aus der Zeit fallen” (Hanser) hat der israelische Schriftsteller David Grossman gewagt, das Unfassbare zwar nicht fassbar zu machen, aber immerhin zu beschreiben: die Trauer um ein totes Kind. Zwei Jahre hat er an dem Text gearbeitet, entstanden ist ein vielstimmiges Kaddisch, viel weniger ein Zornesschrei als eine Wehklage um das nicht zu Ende gelebte Leben: „Solange meine Seele in mir wohnt, / werd ich das Dunkel dieses Augenblicks / schöpfen und trinken und bluten.”
„Aus der Zeit fallen” verweigert sich den Genres, ist Lyrik und Drama zugleich, ist Totenklage und Hoffnungsschrift. Außerhalb der Grenzen von Zeit und Raum verbinden sich die Stimmen von mythischen und irdischen Figuren – ein Zentaur, ein Mann und eine Frau, ein Chronist der Stadt, eine Hebamme – im Trauergebet um ihre verlorenen Kinder. Das Kaddisch vereint im Ende die Trauernden, indem es ihnen ermöglicht, die Namen ihrer toten Kinder auszusprechen. Sprache als Überlebensstrategie, Gemeinschaft als Perspektive. Wird der Tod durch die menschliche Nähe zwar nicht fassbar gemacht, so kann die gemeinsame Trauer die Schmerzen doch lindern: „David Grossman schreibt nicht allein um sein Überleben, sondern um unseres” (Die Zeit). Die Übersetzerin Anne Birkenhauer hat das „Zerbrechen der Sprache” kunstvoll aus dem Hebräischen ins Deutsche übertragen, indem sie den Text formal behutsam angeglichen hat, ohne seine Sprengkraft zu verletzen.
Der schreibende Friedenskämpfer und weltweit vielfach ausgezeichnete Autor David Grossman, 1954 in Jerusalem geboren, war zuletzt mit seinem ebenso berückenden wie bedrückenden Roman „Eine Frau flieht vor einer Nachricht” im Literaturhaus zu Gast. Während er noch an dem Buch arbeitete, fiel sein jüngster Sohn Uri in den letzten Tagen des zweiten Libanonkrieges.