David Peace
Nein, dieser Name ist kein Versprechen: Die Kriminalromane des Briten David Peace sind nichts für zartbesaitete Seelen, sondern verbreiten die „totale Herzfinsternis”. „1974”, „1977”, „1980” und „1983”, Peaces grandioses „Red Riding Quartet”, bei Liebeskind erschienen, definieren Vokabeln wie „gnadenlos” und „brutal” neu. Jeder Satz ist ein Schuss, jedes Kapitel lässt einen erneut um Atem ringen: In „1983”, dem höllischen Schlusspunkt seiner Tetralogie, führt Peace, dieser „schnell und rauschhaft schreibende Desillusionist” (Der Standard), die Fäden der Handlung um den authentischen Fall des „Yorkshire Rippers” zusammen und entlässt den Leser in ein thatchereskes Schlangennest. Protagonisten – lebendig, tot oder irgendwo dazwischen – aus den vorangegangenen Büchern tauchen wieder auf und durchwandern ihre höchstpersönlichen Purgatorien. Wieder ist ein Mädchen ermordet worden. Die kleine Hazel Atkins reiht sich auf die Perlenschnur der seit 1969 Getöteten, und schnell steht ein Täter fest. Doch als der auf einmal in seiner Zelle hängt und das Morden andauert, braucht es Erklärungen.
In seinem virtuosen Tragödienspiel um Machtmissbrauch, Brutalität und Sex lässt Peace drei Männer, die mehr oder weniger große Portionen Dreck am Stecken haben, in einer Art immerwährenden „stream of consciousness” zu Wort kommen: Chief Superintendent Maurice Jobson („ich”) ermittelte bereits in vorigen Fällen, der Callboy AF („er”) war „1974” in das Geschehen verstrickt. Hinzu kommt John Piggott („du”), ein fetter Rechtsanwalt mit fatalem Hang zur Korruption: „Seine Helden sind Verlassene und Verzweifelte, ihnen steht keine Moralität bei, weder die ihres Berufes noch die der Religion” (Die Zeit). Dabei ist David Peace ein mephistophelischer Meister des Mantras. Er feuert assoziative Wortsalven ab und pulverisiert Wissen, Nichtwissen und Besser-niemals-gewusst-Haben zu einer soghaften Reise in die Schlünde der menschlichen Seele: „,Wie kannst du immer noch glauben, verdammt?’ brüllte ich. ,Nach allem, was du gesehen hast?’ ,Es ist wegen der Dinge, die ich nicht gesehen habe’, erwiderte er.” Hören Sie sich diese Lesung an – aber bedenken Sie: Dantes Inferno war nichts als ein Kindergarten.
Nein, dieser Name ist kein Versprechen: Die Kriminalromane des Briten David Peace sind nichts für zartbesaitete Seelen, sondern verbreiten die „totale Herzfinsternis”. „1974”, „1977”, „1980” und „1983”, Peaces grandioses „Red Riding Quartet”, bei Liebeskind erschienen, definieren Vokabeln wie „gnadenlos” und „brutal” neu. Jeder Satz ist ein Schuss, jedes Kapitel lässt einen erneut um Atem ringen: In „1983”, dem höllischen Schlusspunkt seiner Tetralogie, führt Peace, dieser „schnell und rauschhaft schreibende Desillusionist” (Der Standard), die Fäden der Handlung um den authentischen Fall des „Yorkshire Rippers” zusammen und entlässt den Leser in ein thatchereskes Schlangennest. Protagonisten – lebendig, tot oder irgendwo dazwischen – aus den vorangegangenen Büchern tauchen wieder auf und durchwandern ihre höchstpersönlichen Purgatorien. Wieder ist ein Mädchen ermordet worden. Die kleine Hazel Atkins reiht sich auf die Perlenschnur der seit 1969 Getöteten, und schnell steht ein Täter fest. Doch als der auf einmal in seiner Zelle hängt und das Morden andauert, braucht es Erklärungen.
In seinem virtuosen Tragödienspiel um Machtmissbrauch, Brutalität und Sex lässt Peace drei Männer, die mehr oder weniger große Portionen Dreck am Stecken haben, in einer Art immerwährenden „stream of consciousness” zu Wort kommen: Chief Superintendent Maurice Jobson („ich”) ermittelte bereits in vorigen Fällen, der Callboy AF („er”) war „1974” in das Geschehen verstrickt. Hinzu kommt John Piggott („du”), ein fetter Rechtsanwalt mit fatalem Hang zur Korruption: „Seine Helden sind Verlassene und Verzweifelte, ihnen steht keine Moralität bei, weder die ihres Berufes noch die der Religion” (Die Zeit). Dabei ist David Peace ein mephistophelischer Meister des Mantras. Er feuert assoziative Wortsalven ab und pulverisiert Wissen, Nichtwissen und Besser-niemals-gewusst-Haben zu einer soghaften Reise in die Schlünde der menschlichen Seele: „,Wie kannst du immer noch glauben, verdammt?’ brüllte ich. ,Nach allem, was du gesehen hast?’ ,Es ist wegen der Dinge, die ich nicht gesehen habe’, erwiderte er.” Hören Sie sich diese Lesung an – aber bedenken Sie: Dantes Inferno war nichts als ein Kindergarten.