Fr 25.11.05
20.00 Uhr
Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 22087 Hamburg
6,50/4,-/3,-

Hans-Ulrich Treichel

liest aus seinem neuen Roman „Menschenflug“ Tilman Krause moderiert

1998 veröffentlichte Hans-Ulrich Treichel sein bislang erfolgreichstes, auch international viel beachtetes Buch “Der Verlorene”. Darin ließ er ein Ich von den Verstörungen seiner Nachkriegskindheit erzählen, von einer Familie, die allem Wirtschaftsaufschwung zum Trotz nur um ein Thema kreiste: die Suche nach dem Sohn Arnold, der 1945 auf der abenteuerlichen Flucht aus Ostpreußen verloren gegangen war.

Sein neuer Roman “Menschenflug” tut so, als knüpfe er an diese Geschichte an, und sorgt für ein kunstvolles Fiktion-in-der-Fiktion-Spiel. Aus der Ich- wird eine Er-Erzählung, und während “Der Verlorene” ohne Gattungsbezeichnung auskam, versucht sich “Menschenflug” mit der Zuschreibung “Roman” auf fiktional gesichertes Terrain zu retten. Stephan, die Hauptfigur, ist (wie sein Autor) Anfang fünfzig und hat “Zwischenbilanzbedarf”. Seiner Lebenszeitstellung als Akademischer Rat vermag er nichts abzugewinnen. “Schweigen und verwalten” sind die Tätigkeiten, die seinen universitären Arbeitsalltag ausmachen, und auch seine Ehe mit der Psychoanalytikerin Helen schreit nach einer “Auszeit”, die der matt-melancholische Philologe nimmt und sich in einem kleinen Berliner Apartment vom strapaziösen Familienleben erholt. Angespornt durch eine eigene Publikation, die große Ähnlichkeit mit dem “Verlorenen” aufweist, vertieft sich Stephan noch einmal ins Vergangene und versucht seinen Bruder aufzuspüren. Lakonisch und ironisch lässt Treichel den krisengeschüttelten Helden nach Ägypten reisen, wo er – angesichts der Pyramiden – eine prägende Erfahrung macht: “Aber abgesehen von ihrer Größe erging es ihnen wie so vielen Dingen auf der Welt, die man aus der Ferne mit Faszination betrachtet: wenn sie zum Greifen nahe sind, büßen sie an Aura und Geheimnis ein.” Am Ende sieht es so aus, als sei Stephan seinem verschollenen Bruder auf die Spur gekommen. Eine Fahrt nach Celle steht an, und es wird sich zeigen, ob man so der Vergangenheit Herr wird und die Zweifel der Gegenwart besiegen kann.

6,50/4,-/3,-

1998 veröffentlichte Hans-Ulrich Treichel sein bislang erfolgreichstes, auch international viel beachtetes Buch “Der Verlorene”. Darin ließ er ein Ich von den Verstörungen seiner Nachkriegskindheit erzählen, von einer Familie, die allem Wirtschaftsaufschwung zum Trotz nur um ein Thema kreiste: die Suche nach dem Sohn Arnold, der 1945 auf der abenteuerlichen Flucht aus Ostpreußen verloren gegangen war.

Sein neuer Roman “Menschenflug” tut so, als knüpfe er an diese Geschichte an, und sorgt für ein kunstvolles Fiktion-in-der-Fiktion-Spiel. Aus der Ich- wird eine Er-Erzählung, und während “Der Verlorene” ohne Gattungsbezeichnung auskam, versucht sich “Menschenflug” mit der Zuschreibung “Roman” auf fiktional gesichertes Terrain zu retten. Stephan, die Hauptfigur, ist (wie sein Autor) Anfang fünfzig und hat “Zwischenbilanzbedarf”. Seiner Lebenszeitstellung als Akademischer Rat vermag er nichts abzugewinnen. “Schweigen und verwalten” sind die Tätigkeiten, die seinen universitären Arbeitsalltag ausmachen, und auch seine Ehe mit der Psychoanalytikerin Helen schreit nach einer “Auszeit”, die der matt-melancholische Philologe nimmt und sich in einem kleinen Berliner Apartment vom strapaziösen Familienleben erholt. Angespornt durch eine eigene Publikation, die große Ähnlichkeit mit dem “Verlorenen” aufweist, vertieft sich Stephan noch einmal ins Vergangene und versucht seinen Bruder aufzuspüren. Lakonisch und ironisch lässt Treichel den krisengeschüttelten Helden nach Ägypten reisen, wo er – angesichts der Pyramiden – eine prägende Erfahrung macht: “Aber abgesehen von ihrer Größe erging es ihnen wie so vielen Dingen auf der Welt, die man aus der Ferne mit Faszination betrachtet: wenn sie zum Greifen nahe sind, büßen sie an Aura und Geheimnis ein.” Am Ende sieht es so aus, als sei Stephan seinem verschollenen Bruder auf die Spur gekommen. Eine Fahrt nach Celle steht an, und es wird sich zeigen, ob man so der Vergangenheit Herr wird und die Zweifel der Gegenwart besiegen kann.

Medienpartner NDR Info & NDR Kultur