Imre Kertész
“Da wir sterben müssen, tun wir gut daran, ja, sind verpflichtet, kühn zu denken.”
Die Parallelen zwischen Kertész’ Romanfiguren und dem Autor sind sämtlich von der Literaturkritik gezogen worden. Der ungarische Nobelpreisträger selbst hat nun einen Text in Form eines Interviews vorgelegt, der den Leser tief in seine Biografie eintauchen lässt. Fasziniert von seiner gedanklichen Schärfe folgt man ihm bei dieser Selbstbefragung, atemlos staunt man über ein Schicksal, wie es in seiner grausamen Willkür nur das vergangene Jahrhundert hervorzubringen vermochte. Ein Leben, dass der Autor selbst immer wieder als “Rohstoff” für seine Romane bezeichnet. “Von dem Moment an, in dem ich mich fürs Schreiben entschieden hatte, konnte ich meine Probleme auf einmal als Rohmaterial für meine Kunst betrachten. Und wenn das Material auch ziemlich düster zu sein scheint, wird es doch durch die Form erlöst und damit in Freude verwandelt. Schreiben … ist gesteigertes Leben.” Der Leser begleitet den Schuljungen Kertész bei seinen Spaziergängen mit seinem eleganten Vater durch das prächtige Budapest der Vorkriegsjahre, zu seinem ersten Kirchenbesuch mit einer christlichen Dienstmagd, auf den Schulhof, auf dem die Judenklasse das Strammstehen lernte, zu seiner Verhaftung und in die Vernichtungslager Auschwitz und Buchenwald, in die Wirren der Nachkriegszeit, zu seinen ersten journalistischen Stationen bis zu einem politisch bewussten Leben zwischen stalinistischen Schauprozessen, Aufstand und Diktatur. Durch die sehr persönlichen Erinnerungen zieht sich ein steter Faden der Reflexion. “Als Schriftsteller arbeite ich ständig an meiner Identität, und wenn ich sie einmal finde, verliere ich sie sofort wieder, weil ich sie einer meiner Romanfiguren überstülpe. Es ist nicht leicht im Vollbesitz seiner selbst zu sein.” So erschließen sich nicht nur Zusammenhänge zwischen Werk und Biografie, der Text weitet sich zu einer scharfsichtigen, humanistischen Rückschau eines der bemerkenswertesten Schriftsteller unserer Zeit.
“Da wir sterben müssen, tun wir gut daran, ja, sind verpflichtet, kühn zu denken.”
Die Parallelen zwischen Kertész’ Romanfiguren und dem Autor sind sämtlich von der Literaturkritik gezogen worden. Der ungarische Nobelpreisträger selbst hat nun einen Text in Form eines Interviews vorgelegt, der den Leser tief in seine Biografie eintauchen lässt. Fasziniert von seiner gedanklichen Schärfe folgt man ihm bei dieser Selbstbefragung, atemlos staunt man über ein Schicksal, wie es in seiner grausamen Willkür nur das vergangene Jahrhundert hervorzubringen vermochte. Ein Leben, dass der Autor selbst immer wieder als “Rohstoff” für seine Romane bezeichnet. “Von dem Moment an, in dem ich mich fürs Schreiben entschieden hatte, konnte ich meine Probleme auf einmal als Rohmaterial für meine Kunst betrachten. Und wenn das Material auch ziemlich düster zu sein scheint, wird es doch durch die Form erlöst und damit in Freude verwandelt. Schreiben … ist gesteigertes Leben.” Der Leser begleitet den Schuljungen Kertész bei seinen Spaziergängen mit seinem eleganten Vater durch das prächtige Budapest der Vorkriegsjahre, zu seinem ersten Kirchenbesuch mit einer christlichen Dienstmagd, auf den Schulhof, auf dem die Judenklasse das Strammstehen lernte, zu seiner Verhaftung und in die Vernichtungslager Auschwitz und Buchenwald, in die Wirren der Nachkriegszeit, zu seinen ersten journalistischen Stationen bis zu einem politisch bewussten Leben zwischen stalinistischen Schauprozessen, Aufstand und Diktatur. Durch die sehr persönlichen Erinnerungen zieht sich ein steter Faden der Reflexion. “Als Schriftsteller arbeite ich ständig an meiner Identität, und wenn ich sie einmal finde, verliere ich sie sofort wieder, weil ich sie einer meiner Romanfiguren überstülpe. Es ist nicht leicht im Vollbesitz seiner selbst zu sein.” So erschließen sich nicht nur Zusammenhänge zwischen Werk und Biografie, der Text weitet sich zu einer scharfsichtigen, humanistischen Rückschau eines der bemerkenswertesten Schriftsteller unserer Zeit.