ingo schulze
„Ein Wimpernschlag, währenddessen ich alles verstand“: In Ingo Schulzes neuen Erzählungen kommt die Erkenntnis auf leisen Sohlen. Für diesen Meister des literarischen Understatements braucht es nicht mehr als einen schwülen Sommersonntagnachmittag, Kiefernnadeln unter den Fußsohlen, einen Bauch voller Grillwurst und Kartoffelsalat und ein brabbelndes Kleinkind, die Verfasstheit zwischen Schwermut und einem zarten Anflug von Glück, um einen Moment des Weltverstehens zu erleben: „Wir begriffen das Wunder, dass es uns gibt. Punkt. Soll ich sagen, ich sah uns im Schoße des Weltalls? Aber ich sah nicht nur uns, sondern alle und alles. Und jede und jeden und jedes, aber nicht so, wie man etwas überblickt, sondern so, als befände sich jeder und jeder und jedes ganz nah.” Nach seinem großen Roman „Neue Leben”, der als „Weltliteratur” (Literarische Welt) gefeiert wurde, versammelt Ingo Schulze in seinem neuen Buch „Handy” (Berlin Verlag) „dreizehn Geschichten in alter Manier”. Dabei gelingt es ihm, an immer neuen Schauplätzen – einem Friseurladen in New York, einer Berliner Laube, einem Fischrestaurant in Alexandria, einer Autorenwohnung in Lettland, einer Anwaltskanzlei, einer frisch renovierten Eigentumswohnung – unangestrengt, eine ungeheuer dichte Atmosphäre herbeizuschreiben. Es geht um schicksalsverändernde Momente und um die entfremdende Alltäglichkeit. Da trifft ein Ex-Physiker und Copyshop-Imperialist seine große Liebe wieder, da reist ein Schriftsteller auf den Spuren von Kertész und Esterházy von Budapest nach Wien und kehrt mit Einsichten, aber leerem Notizbuch zurück, da meint ein junger Anwalt, in der zarten Bürobotin Magda das Glück gefunden zu haben. Immer öfter scheint auch das Autoren-Ich durch. Wir lesen über das Ringen, einen Text zu Literatur zu machen, über die Einsamkeit beim Schreiben und das genaue Gegenteil, ist man erst zwischen die Räder der Literaturvermarktungsmaschine geraten. So sind Schulzes Geschichten in hohem Maße selbstreflexiv, und der Leser erfährt überraschend viel über deren Verfasser: „Es ist immer verlockend, das Ich in die dritte Person zu versetzen. Diese dritte Person lässt man dann ein wenig schlecht wegkommen, und das Erlebte schreibt sich wie von selbst.”
„Ein Wimpernschlag, währenddessen ich alles verstand“: In Ingo Schulzes neuen Erzählungen kommt die Erkenntnis auf leisen Sohlen. Für diesen Meister des literarischen Understatements braucht es nicht mehr als einen schwülen Sommersonntagnachmittag, Kiefernnadeln unter den Fußsohlen, einen Bauch voller Grillwurst und Kartoffelsalat und ein brabbelndes Kleinkind, die Verfasstheit zwischen Schwermut und einem zarten Anflug von Glück, um einen Moment des Weltverstehens zu erleben: „Wir begriffen das Wunder, dass es uns gibt. Punkt. Soll ich sagen, ich sah uns im Schoße des Weltalls? Aber ich sah nicht nur uns, sondern alle und alles. Und jede und jeden und jedes, aber nicht so, wie man etwas überblickt, sondern so, als befände sich jeder und jeder und jedes ganz nah.” Nach seinem großen Roman „Neue Leben”, der als „Weltliteratur” (Literarische Welt) gefeiert wurde, versammelt Ingo Schulze in seinem neuen Buch „Handy” (Berlin Verlag) „dreizehn Geschichten in alter Manier”. Dabei gelingt es ihm, an immer neuen Schauplätzen – einem Friseurladen in New York, einer Berliner Laube, einem Fischrestaurant in Alexandria, einer Autorenwohnung in Lettland, einer Anwaltskanzlei, einer frisch renovierten Eigentumswohnung – unangestrengt, eine ungeheuer dichte Atmosphäre herbeizuschreiben. Es geht um schicksalsverändernde Momente und um die entfremdende Alltäglichkeit. Da trifft ein Ex-Physiker und Copyshop-Imperialist seine große Liebe wieder, da reist ein Schriftsteller auf den Spuren von Kertész und Esterházy von Budapest nach Wien und kehrt mit Einsichten, aber leerem Notizbuch zurück, da meint ein junger Anwalt, in der zarten Bürobotin Magda das Glück gefunden zu haben. Immer öfter scheint auch das Autoren-Ich durch. Wir lesen über das Ringen, einen Text zu Literatur zu machen, über die Einsamkeit beim Schreiben und das genaue Gegenteil, ist man erst zwischen die Räder der Literaturvermarktungsmaschine geraten. So sind Schulzes Geschichten in hohem Maße selbstreflexiv, und der Leser erfährt überraschend viel über deren Verfasser: „Es ist immer verlockend, das Ich in die dritte Person zu versetzen. Diese dritte Person lässt man dann ein wenig schlecht wegkommen, und das Erlebte schreibt sich wie von selbst.”