john burnside
Lange hat es gedauert, bis sich ein deutscher Verlag entschloss, sich der Werke des Schotten John Burnside anzunehmen. Dieser gilt in seiner Heimat als bedeutender Lyriker und Erzähler, und nun, da Burnsides letzter Roman – 2007 im Original erschienen – endlich auf Deutsch vorliegt, fällt es nicht schwer, diese Wertschätzung zu begreifen. „Die Spur des Teufels” (Knaus Verlag) spielt zu Anfang des Jahrhunderts, in dem kleinen Dorf Coldhaven an der schottischen Ostküste. Der Mittdreißiger Michael Gardiner lebt mit seiner Frau Amanda in einem Aussiedlerhof, geografisch wie emotional weit entfernt von der engstirnigen Landbevölkerung. Diese war es einst, die seinem Vater, einem Landschaftsfotografen, und seiner Mutter, einer amerikanischen Künstlerin, das Leben schwer machte. Mit der Zugezogenen, dieser „Yankee-Nutte”, wollten die Dörfler nichts zu tun haben. Michael bewahrt das einsame Erbe. Die Zufallsheirat mit Amanda ändert wenig an seinem Einsiedlerdasein, das lediglich durch die Klatschgeschichten der Haushälterin unterbrochen wird. Als diese erzählt, dass Michaels Jugendgeliebte Moira ihre beiden Söhne und sich selbst getötet hat, brechen die Wunden der Vergangenheit wieder auf. Mit großer Eleganz breitet John Burnside ein Netz der Bezüge aus, zeigt Stück für Stück Abhängigkeiten und schuldhafte Verstrickungen auf, die wie eine Zeitbombe unter der Alltagsdecke ticken. Immer wieder wechseln die Romanebenen, dem gedanklichen Hin und Her des sich erinnernden Michaels entsprechend. Mit einem Mal steht diesem genau vor Augen, welch unheilvolle Verbindung ihn zu Schulzeiten an Moiras Bruder Malcolm kettete, einen kleinen Tyrannen, der Michael auf Schritt und Tritt verfolgte und keine Gelegenheit ausließ, ihn zu quälen. Ermutigt durch den Ratschlag einer kauzigen Dorfalten gelingt es Michael, seinem Feind zu trotzen und ihn in sein Verhängnis zu locken. Erst im rückblickenden Erzählen tritt Michael seiner Schuld entgegen. Beeindruckend, wie überzeugend John Burnside die Zeitschichten miteinander verschränkt und so verdeutlicht, dass Gegenwärtiges und Vergangenes eine Emulsion bilden. Schuld, Tod, Verlust – das sind zentrale Themen dieses beglückend verstörenden Buches. Eine Entdeckung.
Lange hat es gedauert, bis sich ein deutscher Verlag entschloss, sich der Werke des Schotten John Burnside anzunehmen. Dieser gilt in seiner Heimat als bedeutender Lyriker und Erzähler, und nun, da Burnsides letzter Roman – 2007 im Original erschienen – endlich auf Deutsch vorliegt, fällt es nicht schwer, diese Wertschätzung zu begreifen. „Die Spur des Teufels” (Knaus Verlag) spielt zu Anfang des Jahrhunderts, in dem kleinen Dorf Coldhaven an der schottischen Ostküste. Der Mittdreißiger Michael Gardiner lebt mit seiner Frau Amanda in einem Aussiedlerhof, geografisch wie emotional weit entfernt von der engstirnigen Landbevölkerung. Diese war es einst, die seinem Vater, einem Landschaftsfotografen, und seiner Mutter, einer amerikanischen Künstlerin, das Leben schwer machte. Mit der Zugezogenen, dieser „Yankee-Nutte”, wollten die Dörfler nichts zu tun haben. Michael bewahrt das einsame Erbe. Die Zufallsheirat mit Amanda ändert wenig an seinem Einsiedlerdasein, das lediglich durch die Klatschgeschichten der Haushälterin unterbrochen wird. Als diese erzählt, dass Michaels Jugendgeliebte Moira ihre beiden Söhne und sich selbst getötet hat, brechen die Wunden der Vergangenheit wieder auf. Mit großer Eleganz breitet John Burnside ein Netz der Bezüge aus, zeigt Stück für Stück Abhängigkeiten und schuldhafte Verstrickungen auf, die wie eine Zeitbombe unter der Alltagsdecke ticken. Immer wieder wechseln die Romanebenen, dem gedanklichen Hin und Her des sich erinnernden Michaels entsprechend. Mit einem Mal steht diesem genau vor Augen, welch unheilvolle Verbindung ihn zu Schulzeiten an Moiras Bruder Malcolm kettete, einen kleinen Tyrannen, der Michael auf Schritt und Tritt verfolgte und keine Gelegenheit ausließ, ihn zu quälen. Ermutigt durch den Ratschlag einer kauzigen Dorfalten gelingt es Michael, seinem Feind zu trotzen und ihn in sein Verhängnis zu locken. Erst im rückblickenden Erzählen tritt Michael seiner Schuld entgegen. Beeindruckend, wie überzeugend John Burnside die Zeitschichten miteinander verschränkt und so verdeutlicht, dass Gegenwärtiges und Vergangenes eine Emulsion bilden. Schuld, Tod, Verlust – das sind zentrale Themen dieses beglückend verstörenden Buches. Eine Entdeckung.