Do 30.8.07
20.00 Uhr
Ort: Literaturhaus - Schwanenwik 38 - 22087 Hamburg
8,-/6,-/4,-

john von düffel

liest aus seinem neuen Roman „Beste Jahre“ Elmar Krekeler moderiert

Kreiste John von Düffels „glänzend geschriebener” (Die Zeit) Familienroman „Houwelandt” um das Sohnsein, so dekliniert das neue Buch durch, was es bedeutet, Vater zu werden. War der Vorgänger ein großes, vielstimmiges Orchesterwerk, so ist „Beste Jahre” (DuMont) ein fein ausgearbeitetes Kammermusikstück, das sich auf intimste Weise in die Gedanken seines Helden einloggt. Der Kosmos der Großfamilie wird eingeschmolzen auf die privateste Beziehung zwischen Mann und Frau um die vierzig. Deren Zweckoptimismus in ihrer „Truman-Show”, wie sie ihre beängstigend harmonische Beziehung nennen, wird alsbald als verzweifelter Wunsch nach Nachwuchs entlarvt. Und endlich, nachdem der Erzähler Wissen über die Modi der Fertilisation in Ratgebermengen angehäuft hat, nach deprimierenden Arztbesuchen und peinlichen Masturbationsversuchen, kündigt sich „Obsklappt” an, der Winzling, der gute Hoffnung verheißt: „Es war ihre letzte Chance, das wussten sie, und sie hatten sich sehr weit vorgewagt. Es gab kein Zurück in ihr bisheriges Leben, nachdem das Kind, das in ihrem Körper wurde, in ihren Köpfen längst fix und fertig war.” Doch da bricht die Vergangenheit ein in die heile Welt des Schauspielerpaars: HC, Jugendfreund, Konkurrent und Weggefährte, bringt das Drama auf leisen Sohlen in die Bremer Zweisamkeit. Plötzlich sind sie wieder da, die Erinnerungen an die einsamen Jahre in der ostdeutschen Tristesse am Theater in Stendal und an … Doreen. Und eines Tages rückt HC mit einer ungeheuren Bitte heraus, die die Idylle jäh ins Schlingern zu bringen droht.

Düffel reüssiert mit Sätzen „von jener kalten, lautlosen Sinnlichkeit” (FAZ) auch in dieser schlanken, reinen Romanform, in der außer der Beschreibung einiger Zugfahrten zwischen Bremen und Hamburg sowie ein wenig Theaterluft vor allem geredet und gedacht wird. Es ist ein zartes, ruhiges Buch, das fesselnde und intime Einblicke gewährt in das Denken einer Generation, die gestern noch jung war und für die es heute fast zu spät ist, Verantwortung zu übernehmen. Nicht zuletzt ist „Beste Jahre” ein faszinierendes Porträt eines Schauspielers „in der Seifenoper des Theaterlebens”, auf dem dünnen Seil zwischen allabendlicher Selbstneuerfindung und dem wachsenden Bedürfnis, man selbst zu bleiben.

8,-/6,-/4,-

Kreiste John von Düffels „glänzend geschriebener” (Die Zeit) Familienroman „Houwelandt” um das Sohnsein, so dekliniert das neue Buch durch, was es bedeutet, Vater zu werden. War der Vorgänger ein großes, vielstimmiges Orchesterwerk, so ist „Beste Jahre” (DuMont) ein fein ausgearbeitetes Kammermusikstück, das sich auf intimste Weise in die Gedanken seines Helden einloggt. Der Kosmos der Großfamilie wird eingeschmolzen auf die privateste Beziehung zwischen Mann und Frau um die vierzig. Deren Zweckoptimismus in ihrer „Truman-Show”, wie sie ihre beängstigend harmonische Beziehung nennen, wird alsbald als verzweifelter Wunsch nach Nachwuchs entlarvt. Und endlich, nachdem der Erzähler Wissen über die Modi der Fertilisation in Ratgebermengen angehäuft hat, nach deprimierenden Arztbesuchen und peinlichen Masturbationsversuchen, kündigt sich „Obsklappt” an, der Winzling, der gute Hoffnung verheißt: „Es war ihre letzte Chance, das wussten sie, und sie hatten sich sehr weit vorgewagt. Es gab kein Zurück in ihr bisheriges Leben, nachdem das Kind, das in ihrem Körper wurde, in ihren Köpfen längst fix und fertig war.” Doch da bricht die Vergangenheit ein in die heile Welt des Schauspielerpaars: HC, Jugendfreund, Konkurrent und Weggefährte, bringt das Drama auf leisen Sohlen in die Bremer Zweisamkeit. Plötzlich sind sie wieder da, die Erinnerungen an die einsamen Jahre in der ostdeutschen Tristesse am Theater in Stendal und an … Doreen. Und eines Tages rückt HC mit einer ungeheuren Bitte heraus, die die Idylle jäh ins Schlingern zu bringen droht.

Düffel reüssiert mit Sätzen „von jener kalten, lautlosen Sinnlichkeit” (FAZ) auch in dieser schlanken, reinen Romanform, in der außer der Beschreibung einiger Zugfahrten zwischen Bremen und Hamburg sowie ein wenig Theaterluft vor allem geredet und gedacht wird. Es ist ein zartes, ruhiges Buch, das fesselnde und intime Einblicke gewährt in das Denken einer Generation, die gestern noch jung war und für die es heute fast zu spät ist, Verantwortung zu übernehmen. Nicht zuletzt ist „Beste Jahre” ein faszinierendes Porträt eines Schauspielers „in der Seifenoper des Theaterlebens”, auf dem dünnen Seil zwischen allabendlicher Selbstneuerfindung und dem wachsenden Bedürfnis, man selbst zu bleiben.

Medienpartner NDR Info & NDR Kultur