Mo 12.3.07
20.00 Uhr
Ort: Literaturhaus - Schwanenwik 38 - 22087 Hamburg
Michail Paweletz: Michail Paweletz
12,-/10,-/8,-

jonathan franzen

liest aus seinem neuen Buch „Die Unruhezone“ Michail Paweletz liest den deutschen Text Sigrid Löffler moderiert

Es ist alles da: der gediegene Vorort, das Mittelklasseleben, die aus unterschiedlichem emotionalen Holz geschnitzten Brüder, die klaustrophobische Elternliebe, Larmoyanz und intellektuelle Überlegenheitsphantasien. Jonathan Franzens neues Buch „Die Unruhezone” (Rowohlt Verlag) liest sich beinahe wie eine Gebrauchsanleitung zu seinem spektakulären Bestseller „Die Korrekturen” von 2001. In sechs Erzählungen, die jeweils eine Unmenge Erinnerungsminiaturen auf elegante Weise miteinander verknüpfen, zeichnet der „König der amerikanischen Literatur” (Die Welt) eine Geschichte von sich selbst – „nerdy and nervous” (Time) und mit einem kamikazeartigen Hang zur Unvollkommenheit. Fast scheint es, als sei das Erwachsenwerden eines „Meistererzählers” (FAZ) auch bloß eine peinvolle, picklige Phase – voller Angeberei, Unsicherheit, Sehnsucht und heimlich studierter Sexblättchen. Der große Herr Franzen schildert den kleinen als trefflichen Unsympath: „Ich hatte einen großen Wortschatz, eine flattrige Piepsstimme, eine Hornbrille, kaum Kraft in den Armen, die allzu offensichtliche Wertschätzung meiner Lehrer, den unwiderstehlichen Drang, lautstark dröge Wortspiele zu machen, eine nahezu eidetische Vertrautheit mit J.R.R. Tolkien, ein riesiges Chemielabor im Keller, die Neigung, jedes unbekannte Mädchen, das so unklug war, mich anzusprechen, plump-vertraulich zu beleidigen …”

Auf jeden Fall rückt der Autor sehr nahe, bei Schilderungen des stocksteifen Vaters etwa, der für den bücherverrückten Jon nur ein trockenes „Hauptsache, es macht Spaß!” hat, bei eher mäßig originellen Schulstreichen, mit denen sich die wohlbehüteten Jungs von Webster Groves so etwas wie eine Identität zulegen wollen, und bei dem herzerweichenden Wunsch: „Ich wollte in einer Peanuts-Welt leben, in der Wut witzig und Unsicherheit liebenswert waren.” „Die Unruhezone” macht mit den Lesern, was ein gutes Buch mit Lesern machen sollte: Die einen lieben es, die anderen hassen es. Die Kritikerin der „New York Times” kanzelte Franzens Erinnerungen kurzerhand als „Porträt des Künstlers als Volltrottel” ab, andere halten sie hingegen für einen „Meilenstein der zeitgenössischen US-Erinnerungsliteratur” (Die Welt). Hören Sie im Literaturhaus selbst!

12,-/10,-/8,-

Es ist alles da: der gediegene Vorort, das Mittelklasseleben, die aus unterschiedlichem emotionalen Holz geschnitzten Brüder, die klaustrophobische Elternliebe, Larmoyanz und intellektuelle Überlegenheitsphantasien. Jonathan Franzens neues Buch „Die Unruhezone” (Rowohlt Verlag) liest sich beinahe wie eine Gebrauchsanleitung zu seinem spektakulären Bestseller „Die Korrekturen” von 2001. In sechs Erzählungen, die jeweils eine Unmenge Erinnerungsminiaturen auf elegante Weise miteinander verknüpfen, zeichnet der „König der amerikanischen Literatur” (Die Welt) eine Geschichte von sich selbst – „nerdy and nervous” (Time) und mit einem kamikazeartigen Hang zur Unvollkommenheit. Fast scheint es, als sei das Erwachsenwerden eines „Meistererzählers” (FAZ) auch bloß eine peinvolle, picklige Phase – voller Angeberei, Unsicherheit, Sehnsucht und heimlich studierter Sexblättchen. Der große Herr Franzen schildert den kleinen als trefflichen Unsympath: „Ich hatte einen großen Wortschatz, eine flattrige Piepsstimme, eine Hornbrille, kaum Kraft in den Armen, die allzu offensichtliche Wertschätzung meiner Lehrer, den unwiderstehlichen Drang, lautstark dröge Wortspiele zu machen, eine nahezu eidetische Vertrautheit mit J.R.R. Tolkien, ein riesiges Chemielabor im Keller, die Neigung, jedes unbekannte Mädchen, das so unklug war, mich anzusprechen, plump-vertraulich zu beleidigen …”

Auf jeden Fall rückt der Autor sehr nahe, bei Schilderungen des stocksteifen Vaters etwa, der für den bücherverrückten Jon nur ein trockenes „Hauptsache, es macht Spaß!” hat, bei eher mäßig originellen Schulstreichen, mit denen sich die wohlbehüteten Jungs von Webster Groves so etwas wie eine Identität zulegen wollen, und bei dem herzerweichenden Wunsch: „Ich wollte in einer Peanuts-Welt leben, in der Wut witzig und Unsicherheit liebenswert waren.” „Die Unruhezone” macht mit den Lesern, was ein gutes Buch mit Lesern machen sollte: Die einen lieben es, die anderen hassen es. Die Kritikerin der „New York Times” kanzelte Franzens Erinnerungen kurzerhand als „Porträt des Künstlers als Volltrottel” ab, andere halten sie hingegen für einen „Meilenstein der zeitgenössischen US-Erinnerungsliteratur” (Die Welt). Hören Sie im Literaturhaus selbst!

In Kooperation mit dem Literaturzentrum e.V. Medienpartner NDR Kultur & NDR Info