Di 21.10.08
20.00 Uhr
Ort: Literaturhaus - Schwanenwik 38 - 22087 Hamburg
10,-/8,-/6,-

judith kuckart & hans pleschinski

Kuckart liest aus ihrem neuen Roman „Die Verdächtige“ Pleschinski liest aus seinem neuen Roman „Ludwigshöhe“ Elmar Krekeler moderiert

Wie Patina überzieht Melancholie Judith Kuckarts wunderbaren Roman „Die Verdächtige” (Dumont): Die Figuren verbergen ihre Verletzungen, und jeder Satz ist ein Geheimnis. Kriminalhauptkommissar Robert Mandt sieht aus wie George Clooney, doch weit schlimmer findet er, dass ihm Isa davongelaufen ist, seine Frau. Robert ist „zu langsam für die großen Gefühle”. So driftet er durch die Tage, am liebsten sind ihm die Wochenenden im Büro und ein Bier mit seiner naseweisen Kollegin Nico. Da taucht die aus der Zeit gefallene Marga Burg vor seinem Schreibtisch auf und will nach einer Geisterbahnfahrt ihren Gefährten als vermisst melden: „Er war einfach verschwunden, wie eine Faust verschwindet, wenn man die Hand öffnet.” Hals über Kopf verguckt sich der „kleine Robert” in das geheimnisvolle Wesen mit dem Rhabarberblatt-Mantel und dem hellblonden Schopf, das von nun an ständig seinen Weg kreuzt, bis es eines Tages auf und davon ist. Kuckart spielt virtuos mit den Versatzstücken des Kriminalromans und zaubert ein modernes Märchen, das einen durch seine trauerdurchwehten Sätze und morbiden Charaktere nimmer loslassen will.

Auch bei Hans Pleschinski hat Gevatter Tod seine Knochenfinger im Spiel. In „Ludwigshöhe” (C.H. Beck) kreiert der Hannelore-Greve-Preisträger einen heutigen Zauberberg, skurril und bitterböse: Clarissa, Ulrich und Monika Berg könnten steinreich sein, hat ihnen Onkel Roberto doch ein hübsches Sümmchen hinterlassen: Anteile an Gazprom, zwei Hotels in der Bucht von Ipanema etc. pp. Doch da gibt es eine Bedingung: In seiner einst stattlichen Villa, dem „Ungarischen Haus” auf der malerischen Ludwigshöhe, sollen die Geschwister eine Zuflucht für Lebensmüde eröffnen, für das notwendige Equipment sorgen und so den Steuerschuldnern, Vereinsamten, Gelangweilten und Desillusionierten den diskreten Abgang ermöglichen: „Reicht es? Reicht es wirklich? Und nicht mehr weiter?” Dictum ac factum, in kürzester Zeit gibt es kein freies Kämmerlein mehr. Doch warum nimmt keiner der „Finalisten” den erlösenden Weg in den Keller? Je drängender der Ton der Aushänge des „Hospizes” wird, desto quicklebendiger tummeln sich dessen Insassen. Plötzlich wird geschmaust und gezecht, der Garten herausgeputzt, und im Gewächshaus gibt es Theaterspiel. Die Moribunden wirken höchst lebendig, sehr zum Verdruss der Bergs …

10,-/8,-/6,-

Wie Patina überzieht Melancholie Judith Kuckarts wunderbaren Roman „Die Verdächtige” (Dumont): Die Figuren verbergen ihre Verletzungen, und jeder Satz ist ein Geheimnis. Kriminalhauptkommissar Robert Mandt sieht aus wie George Clooney, doch weit schlimmer findet er, dass ihm Isa davongelaufen ist, seine Frau. Robert ist „zu langsam für die großen Gefühle”. So driftet er durch die Tage, am liebsten sind ihm die Wochenenden im Büro und ein Bier mit seiner naseweisen Kollegin Nico. Da taucht die aus der Zeit gefallene Marga Burg vor seinem Schreibtisch auf und will nach einer Geisterbahnfahrt ihren Gefährten als vermisst melden: „Er war einfach verschwunden, wie eine Faust verschwindet, wenn man die Hand öffnet.” Hals über Kopf verguckt sich der „kleine Robert” in das geheimnisvolle Wesen mit dem Rhabarberblatt-Mantel und dem hellblonden Schopf, das von nun an ständig seinen Weg kreuzt, bis es eines Tages auf und davon ist. Kuckart spielt virtuos mit den Versatzstücken des Kriminalromans und zaubert ein modernes Märchen, das einen durch seine trauerdurchwehten Sätze und morbiden Charaktere nimmer loslassen will.

Auch bei Hans Pleschinski hat Gevatter Tod seine Knochenfinger im Spiel. In „Ludwigshöhe” (C.H. Beck) kreiert der Hannelore-Greve-Preisträger einen heutigen Zauberberg, skurril und bitterböse: Clarissa, Ulrich und Monika Berg könnten steinreich sein, hat ihnen Onkel Roberto doch ein hübsches Sümmchen hinterlassen: Anteile an Gazprom, zwei Hotels in der Bucht von Ipanema etc. pp. Doch da gibt es eine Bedingung: In seiner einst stattlichen Villa, dem „Ungarischen Haus” auf der malerischen Ludwigshöhe, sollen die Geschwister eine Zuflucht für Lebensmüde eröffnen, für das notwendige Equipment sorgen und so den Steuerschuldnern, Vereinsamten, Gelangweilten und Desillusionierten den diskreten Abgang ermöglichen: „Reicht es? Reicht es wirklich? Und nicht mehr weiter?” Dictum ac factum, in kürzester Zeit gibt es kein freies Kämmerlein mehr. Doch warum nimmt keiner der „Finalisten” den erlösenden Weg in den Keller? Je drängender der Ton der Aushänge des „Hospizes” wird, desto quicklebendiger tummeln sich dessen Insassen. Plötzlich wird geschmaust und gezecht, der Garten herausgeputzt, und im Gewächshaus gibt es Theaterspiel. Die Moribunden wirken höchst lebendig, sehr zum Verdruss der Bergs …

Kulturpartner NDR Kultur