Mi 5.3.08
20.00 Uhr
Ort: Rolf-Liebermann-Studio des NDR (Oberstraße 120)
14,-/10,-

martin walser

liest aus seinem neuen Roman „Ein liebender Mann“ Martina Kothe moderiert

„Bis er sie sah, hatte sie ihn schon gesehen. Als sein Blick sie erreichte, war ihr Blick schon auf ihn gerichtet” – so setzt Martin Walsers neuer, bei Rowohlt erschienener Roman ein, mit einer Fulminanz, die sofort verrät, von welch vereinnahmender Liebe hier die Rede sein wird. Hatte der nimmermüde Walser in seinem letzten Roman „Angstblüte” noch die euphorische Spätmännerliebe eines 70-jährigen Münchner Anlageberaters in den Mittelpunkt gerückt, so greift er nun in den Fundus der Literaturgeschichte. Johann Wolfgang Goethe ist es, dessen letzter Leidenschaft sich der Erzähler nun annimmt – jener Goethe also, mit dem sich der Hölderlinianer Walser lange Zeit schwertat, dem er dann glanzvolle Essays widmete und den er in seinem Stück „In Goethes Hand” auf die Bühne brachte. Nun also der alte Goethe, im Juli 1823, als er in Marienbad die 19-jährige Ulrike von Levetzow wiedersieht und mit einem Mal, mit dem ersten Blick weiß, dass auch für ihn als 73-jährigen Witwer die Quellen der Leidenschaft nicht versiegt sind. Mit sprachlicher Kühnheit vertieft sich Walser in die Gedankengänge eines „liebenden Mannes”, der noch einmal wirbt, noch einmal in den Stand der Ehe treten will.

„Ich kenne Goethes Liebe zu Ulrike besser als jeder Mensch dieser Welt”, so Walser, der sich erstmals aufs Terrain des historischen Romans begibt. Aufgrund der Materiallage gezwungen, sich in die Goethe’schen Gedankengänge hineinzufantasieren, gelingt Walser das Kunststück, eine alte Liebesgeschichte im modernen Gewand zu erzählen – einen Text zu kreieren, der besser als viele Goethe-Biografien verständlich macht, was den Weimarer Altmeister in das Blickfeld der jungen Adligen trieb. Die Genese einer Liebe wird auf faszinierende Weise lebendig, einer Liebe, der die deutsche Literatur die einzigartige „Marienbader Elegie” verdankt, von Goethe geschrieben, nachdem seinem Werben um die so viel jüngere Frau kein Erfolg beschieden war. „Nichts macht so arm wie eine Liebe, die nicht glückt. Schreib’s auf. Dir gab doch ein Gott zu sagen, wie du leidest. Was für ein elender Vorteil: Sich erschießen muss man können.”

14,-/10,-

„Bis er sie sah, hatte sie ihn schon gesehen. Als sein Blick sie erreichte, war ihr Blick schon auf ihn gerichtet” – so setzt Martin Walsers neuer, bei Rowohlt erschienener Roman ein, mit einer Fulminanz, die sofort verrät, von welch vereinnahmender Liebe hier die Rede sein wird. Hatte der nimmermüde Walser in seinem letzten Roman „Angstblüte” noch die euphorische Spätmännerliebe eines 70-jährigen Münchner Anlageberaters in den Mittelpunkt gerückt, so greift er nun in den Fundus der Literaturgeschichte. Johann Wolfgang Goethe ist es, dessen letzter Leidenschaft sich der Erzähler nun annimmt – jener Goethe also, mit dem sich der Hölderlinianer Walser lange Zeit schwertat, dem er dann glanzvolle Essays widmete und den er in seinem Stück „In Goethes Hand” auf die Bühne brachte. Nun also der alte Goethe, im Juli 1823, als er in Marienbad die 19-jährige Ulrike von Levetzow wiedersieht und mit einem Mal, mit dem ersten Blick weiß, dass auch für ihn als 73-jährigen Witwer die Quellen der Leidenschaft nicht versiegt sind. Mit sprachlicher Kühnheit vertieft sich Walser in die Gedankengänge eines „liebenden Mannes”, der noch einmal wirbt, noch einmal in den Stand der Ehe treten will.

„Ich kenne Goethes Liebe zu Ulrike besser als jeder Mensch dieser Welt”, so Walser, der sich erstmals aufs Terrain des historischen Romans begibt. Aufgrund der Materiallage gezwungen, sich in die Goethe’schen Gedankengänge hineinzufantasieren, gelingt Walser das Kunststück, eine alte Liebesgeschichte im modernen Gewand zu erzählen – einen Text zu kreieren, der besser als viele Goethe-Biografien verständlich macht, was den Weimarer Altmeister in das Blickfeld der jungen Adligen trieb. Die Genese einer Liebe wird auf faszinierende Weise lebendig, einer Liebe, der die deutsche Literatur die einzigartige „Marienbader Elegie” verdankt, von Goethe geschrieben, nachdem seinem Werben um die so viel jüngere Frau kein Erfolg beschieden war. „Nichts macht so arm wie eine Liebe, die nicht glückt. Schreib’s auf. Dir gab doch ein Gott zu sagen, wie du leidest. Was für ein elender Vorteil: Sich erschießen muss man können.”

Eine gemeinsame Veranstaltung von NDR Kultur und Literaturhaus