Morten Ramsland
Die richtigen Geschichten wohnen im Norden: In Morten Ramslands “Hundsköpfe” sind sie alle, die Bekloppten, die Verbohrten, die Einsamen, die Lebenskünstler – mehr Leben geht nicht. Der “Dänenhänfling” Asger Eriksson, Kunsthistoriker in Amsterdam, wird von seiner Schwester Stinne heim zur sterbenden Großmutter gerufen, und flugs ist sie wieder da, die bucklige Verwandtschaft: “Obwohl ich in weniger als einem Tag nach Dänemark zurückgekommen bin, dauert es noch lange, bis die Geschichten nach Hause kommen. Sie treffen vereinzelt ein, nachts, paarweise, in Träumen und Erscheinungen, die sich auf der Netzhaut abzeichnen.” In Bergen in Norwegen hat die Familie ihre Wurzeln, wo der junge Schmuggler Askild – in dessen Träumen die Bluthunde von Sachsenhausen lebenslang ihre Zähne fletschen – um die schöne Reederstochter Bjørk freit, die Thor, den Arzt, vielleicht ein wenig mehr liebt und ihr Leben lang mit Strickjacken den “Eissplitter im Herzen” zu tauen sucht. Sohn Niels hat nicht nur die erste Begegnung mit dem Leben in einem Abort, seinen Kopf zieren auch zwei ausgeprägte Segelohren, die Hohn und Spott der “Rhabarberviertel”-Bande provozieren. Die Kindheit verbringt Segelohr im Korsett, zeichnet Armeen von Ungeheuern unter die Küchenspüle und häuft eine kostbare Münzsammlung an, die der grimmige Askild kurzerhand versäuft. Später wird Niels Segelohr – Stinnes und Asgers Vater – im dunklen Nordlandwald erweckt, verliebt sich in eine echte Waldfee und springt trotzdem mit einer anderen in den Tod. Und wenn einer gar nicht mehr weiter weiß, so wie Vetter Appelkopp, dann haut er ab, fährt zur See und kehrt Jahre später mit Schnurrbart, dicken Muskeln und tätowiertem …, Verzeihung, Geschlechtsteil zurück. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte …
Ramslands opulent-sehnsüchtige Familiensaga, die in Dänemark mit Preisen überhäuft wurde, hat etwas rauschhaft Magisches; unbekümmert schwadroniert sie von Kind und Kegel daher, ist phantastisch unglaubwürdig, wunderbar rüde und hinreißend poetisch: “Eine der besten Lügengeschichten, die ich je gehört habe” (Extra Bladet). Dieses Buch ist so rar wie ein auf einer einsamen Insel vergrabener Schatz: Wer die Fahrt durch die stürmische See nicht scheut, wird reich belohnt werden. Noch ein Rat für die Reise: “Lasst die Dunkelheit nicht durch euch hindurchgehen!”
Die richtigen Geschichten wohnen im Norden: In Morten Ramslands “Hundsköpfe” sind sie alle, die Bekloppten, die Verbohrten, die Einsamen, die Lebenskünstler – mehr Leben geht nicht. Der “Dänenhänfling” Asger Eriksson, Kunsthistoriker in Amsterdam, wird von seiner Schwester Stinne heim zur sterbenden Großmutter gerufen, und flugs ist sie wieder da, die bucklige Verwandtschaft: “Obwohl ich in weniger als einem Tag nach Dänemark zurückgekommen bin, dauert es noch lange, bis die Geschichten nach Hause kommen. Sie treffen vereinzelt ein, nachts, paarweise, in Träumen und Erscheinungen, die sich auf der Netzhaut abzeichnen.” In Bergen in Norwegen hat die Familie ihre Wurzeln, wo der junge Schmuggler Askild – in dessen Träumen die Bluthunde von Sachsenhausen lebenslang ihre Zähne fletschen – um die schöne Reederstochter Bjørk freit, die Thor, den Arzt, vielleicht ein wenig mehr liebt und ihr Leben lang mit Strickjacken den “Eissplitter im Herzen” zu tauen sucht. Sohn Niels hat nicht nur die erste Begegnung mit dem Leben in einem Abort, seinen Kopf zieren auch zwei ausgeprägte Segelohren, die Hohn und Spott der “Rhabarberviertel”-Bande provozieren. Die Kindheit verbringt Segelohr im Korsett, zeichnet Armeen von Ungeheuern unter die Küchenspüle und häuft eine kostbare Münzsammlung an, die der grimmige Askild kurzerhand versäuft. Später wird Niels Segelohr – Stinnes und Asgers Vater – im dunklen Nordlandwald erweckt, verliebt sich in eine echte Waldfee und springt trotzdem mit einer anderen in den Tod. Und wenn einer gar nicht mehr weiter weiß, so wie Vetter Appelkopp, dann haut er ab, fährt zur See und kehrt Jahre später mit Schnurrbart, dicken Muskeln und tätowiertem …, Verzeihung, Geschlechtsteil zurück. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte …
Ramslands opulent-sehnsüchtige Familiensaga, die in Dänemark mit Preisen überhäuft wurde, hat etwas rauschhaft Magisches; unbekümmert schwadroniert sie von Kind und Kegel daher, ist phantastisch unglaubwürdig, wunderbar rüde und hinreißend poetisch: “Eine der besten Lügengeschichten, die ich je gehört habe” (Extra Bladet). Dieses Buch ist so rar wie ein auf einer einsamen Insel vergrabener Schatz: Wer die Fahrt durch die stürmische See nicht scheut, wird reich belohnt werden. Noch ein Rat für die Reise: “Lasst die Dunkelheit nicht durch euch hindurchgehen!”