Peter von Matt
“We work by wit, and not by witchcraft.” William Shakespeare “Othello”
Wenn sich so die neue Literaturwissenschaft liest, möchte man glatt noch einmal ein Studium aufnehmen, fühlt man sich doch nach der Lektüre von Peter von Matts neuer Studie, als habe man nur kultiviert geplaudert, begreift aber soviel mehr wie nach einem zweisemestrigen Hauptseminar der Germanistik. “Die Intrige” kommt aufregend daher wie ein Kriminalroman, tiefschürfend wie eine bändeschwere Abhandlung, ist dabei im höchsten Maße anregend und an keiner Stelle Bildungsbürgerei. Der emeritierte Ordinarius der Universität Zürich ist ein Meister der Assoziation: Der “enzyklopädisch gebildete Autor” (Die Welt) begreift die Intrige als “fundamentale Gegebenheit der Literatur aller Zeiten” und als magisches Moment. Flugs öffnet der frisch gekürte Heinrich-Mann-Preisträger sein humanistisches Zauberkästlein, dem die literarischen Intrigantinnen und Intriganten seit der Antike entschlüpfen und ein virtuoses Ränkespiel aufführen, in dem die Medea des Euripides ihren Auftritt neben Tom Ripley von Patricia Highsmith und Shakespeares Jago hat, unterstützt von der Marquise de Merteuil von Chloderlos de Laclos und vielen anderen. Das ist ein Täuschen und Getäuschtwerden, ein Verkleiden und an der Naseherumführen, dass es eine wahre Leselust ist. Von Matt postuliert den kategorischen Imperativ der Intriganten: “Handle so, daß alles, was du unternimmst, Teil einer höheren Lenkung sein könnte, die dich, unabhängig von Gut und Böse zu dem von dir gewünschten Erfolg führt.”
Niemals verliert “der Denkspieler” (Die Zeit) seinen Ariadnefaden im Labyrinth zwischen dem hölzernen Pferd vor den Toren Trojas, dem Kuckuck, der seine Nachkommen von Fremden aufziehen lässt und hunderten Trickster-Figuren aus der Literatur aus den Fingern, sondern stößt nie vermutete Türen auf und eröffnet in charmant-schweizerischem Tonfall ganz neue Blickwinkel auf die Weltliteratur: “Souverän rührt der Autor im Suppentopf der abendländischen Geistesgeschichte, aber trotzdem schreibt er keine bildungshuberische Einschüchterungsprosa, sondern bestrickt durch kultivierte Gesprächigkeit und eine verliebte Mitteilungsfreude” (Literaturen). Das ist Intelligenz, keine Hexerei.
“We work by wit, and not by witchcraft.” William Shakespeare “Othello”
Wenn sich so die neue Literaturwissenschaft liest, möchte man glatt noch einmal ein Studium aufnehmen, fühlt man sich doch nach der Lektüre von Peter von Matts neuer Studie, als habe man nur kultiviert geplaudert, begreift aber soviel mehr wie nach einem zweisemestrigen Hauptseminar der Germanistik. “Die Intrige” kommt aufregend daher wie ein Kriminalroman, tiefschürfend wie eine bändeschwere Abhandlung, ist dabei im höchsten Maße anregend und an keiner Stelle Bildungsbürgerei. Der emeritierte Ordinarius der Universität Zürich ist ein Meister der Assoziation: Der “enzyklopädisch gebildete Autor” (Die Welt) begreift die Intrige als “fundamentale Gegebenheit der Literatur aller Zeiten” und als magisches Moment. Flugs öffnet der frisch gekürte Heinrich-Mann-Preisträger sein humanistisches Zauberkästlein, dem die literarischen Intrigantinnen und Intriganten seit der Antike entschlüpfen und ein virtuoses Ränkespiel aufführen, in dem die Medea des Euripides ihren Auftritt neben Tom Ripley von Patricia Highsmith und Shakespeares Jago hat, unterstützt von der Marquise de Merteuil von Chloderlos de Laclos und vielen anderen. Das ist ein Täuschen und Getäuschtwerden, ein Verkleiden und an der Naseherumführen, dass es eine wahre Leselust ist. Von Matt postuliert den kategorischen Imperativ der Intriganten: “Handle so, daß alles, was du unternimmst, Teil einer höheren Lenkung sein könnte, die dich, unabhängig von Gut und Böse zu dem von dir gewünschten Erfolg führt.”
Niemals verliert “der Denkspieler” (Die Zeit) seinen Ariadnefaden im Labyrinth zwischen dem hölzernen Pferd vor den Toren Trojas, dem Kuckuck, der seine Nachkommen von Fremden aufziehen lässt und hunderten Trickster-Figuren aus der Literatur aus den Fingern, sondern stößt nie vermutete Türen auf und eröffnet in charmant-schweizerischem Tonfall ganz neue Blickwinkel auf die Weltliteratur: “Souverän rührt der Autor im Suppentopf der abendländischen Geistesgeschichte, aber trotzdem schreibt er keine bildungshuberische Einschüchterungsprosa, sondern bestrickt durch kultivierte Gesprächigkeit und eine verliebte Mitteilungsfreude” (Literaturen). Das ist Intelligenz, keine Hexerei.