Do 20.9.07
19.00 Uhr
Ort: Literaturhaus - Schwanenwik 38 - 22087 Hamburg
8,-/6,-/4,-

philosophisches café

Thema: Alles fühlt Gast: Andreas Weber Reinhard Kahl moderiert

„Evolution wird dadurch möglich, dass die Zelle den Genen nicht gehorcht, sondern sie interpretiert.”

Ist eine Umwälzung des Denkens in der modernen Biologie im Gang? Andreas Weber sieht sie in der Abkehr vom Maschinenmodell und der Entdeckung des Subjektiven. Alles, was in der Natur erfahren wird, werde bewertet und als förderlich oder schädlich empfunden. „Dieses Fühlen ist eine Kraft, die Materie ordnen kann. Fühlen ist nichts spezifisch Menschliches, im Gegenteil.”

Andreas Weber hat Biologie und Philosophie studiert. Bei Hartmut Böhme an der Humboldt Universität hat er promoviert und im Labor von Francisco Varela in Paris hat er geforscht. Außerdem ist er publizistisch tätig, unter anderem für GEO. In seinem jüngst erschienen Buch „Alles fühlt” (Berlin Verlag) ist er der Subjektivität und Selbstorganisation in der Natur auf der Spur. Er folgt einem Weg jenseits von Neo-Darwinismus und neureligiösem „Intelligent Design”. Gegen den Darwinismus wendet Weber ein, dass er alles zum Instrument mache, die Fitness zu steigern. Was Leben ausmacht, werde als Illusion abgestempelt und die Gier werde zum Motor der Welt erklärt. Die neureligiöse Lehre stelle den Schöpfer außerhalb der Natur. „Ein Riesen-Industriedesigner hat da oben die kleinen Maschinchen gefertigt. Hier unten ist triste Mechanik, an der wir getrost herumschrauben können, und erst im Jenseits erreichen wir das Göttliche.” Tatsächlich aber sei die Natur selbst schöpferisch und gewissermaßen poetisch. Komplizierte Strukturen organisieren sich aus einfacheren Modulen. Ein Organismus wächst nicht allein aus Atomen und Molekülen wie aus einem Legobaukasten zusammen, sondern auch im Austausch mit seiner Umwelt. Was aus einem kleinen Wesen wird, hängt von den Helfern und Widersachern der Umgebung ab. So tendieren verschiedene Pflanzenklone, genetisch identische Wesen, zu unterschiedlichem Verhalten, je nachdem unter welchen Bedingungen sie heranwachsen. „Der wahre Ort aller Werte ist darum das Netz. Gelingendes Leben ist Leben, das die Beziehungen in diesem Geflecht vervielfältigt. Was zählt ist der Grad von gut und schlecht auf einer Skala des Leidens, um die jede Kreatur weiß.”

8,-/6,-/4,-

„Evolution wird dadurch möglich, dass die Zelle den Genen nicht gehorcht, sondern sie interpretiert.”

Ist eine Umwälzung des Denkens in der modernen Biologie im Gang? Andreas Weber sieht sie in der Abkehr vom Maschinenmodell und der Entdeckung des Subjektiven. Alles, was in der Natur erfahren wird, werde bewertet und als förderlich oder schädlich empfunden. „Dieses Fühlen ist eine Kraft, die Materie ordnen kann. Fühlen ist nichts spezifisch Menschliches, im Gegenteil.”

Andreas Weber hat Biologie und Philosophie studiert. Bei Hartmut Böhme an der Humboldt Universität hat er promoviert und im Labor von Francisco Varela in Paris hat er geforscht. Außerdem ist er publizistisch tätig, unter anderem für GEO. In seinem jüngst erschienen Buch „Alles fühlt” (Berlin Verlag) ist er der Subjektivität und Selbstorganisation in der Natur auf der Spur. Er folgt einem Weg jenseits von Neo-Darwinismus und neureligiösem „Intelligent Design”. Gegen den Darwinismus wendet Weber ein, dass er alles zum Instrument mache, die Fitness zu steigern. Was Leben ausmacht, werde als Illusion abgestempelt und die Gier werde zum Motor der Welt erklärt. Die neureligiöse Lehre stelle den Schöpfer außerhalb der Natur. „Ein Riesen-Industriedesigner hat da oben die kleinen Maschinchen gefertigt. Hier unten ist triste Mechanik, an der wir getrost herumschrauben können, und erst im Jenseits erreichen wir das Göttliche.” Tatsächlich aber sei die Natur selbst schöpferisch und gewissermaßen poetisch. Komplizierte Strukturen organisieren sich aus einfacheren Modulen. Ein Organismus wächst nicht allein aus Atomen und Molekülen wie aus einem Legobaukasten zusammen, sondern auch im Austausch mit seiner Umwelt. Was aus einem kleinen Wesen wird, hängt von den Helfern und Widersachern der Umgebung ab. So tendieren verschiedene Pflanzenklone, genetisch identische Wesen, zu unterschiedlichem Verhalten, je nachdem unter welchen Bedingungen sie heranwachsen. „Der wahre Ort aller Werte ist darum das Netz. Gelingendes Leben ist Leben, das die Beziehungen in diesem Geflecht vervielfältigt. Was zählt ist der Grad von gut und schlecht auf einer Skala des Leidens, um die jede Kreatur weiß.”