philosophisches café
„… Diese Studentengeneration hatte etwas Elitäres, auch Narzisstisches. Aus dieser selbstverliebten Revolte gingen Menschen hervor, die sich immer auf der besseren Seite der Geschichte sahen.”
Das Buch „Unser Kampf” des Historikers Götz Aly skandalisiert. Schon der Titel. „Kampf war ein Zentralbegriff der 68er. Ununterbrochen war irgendwo Kampf angesagt. Ich selber habe eine Zeitung herausgegeben, die Hochschulkampf hieß.” Das totalitäre Regime der Nazis war bisher Alys bevorzugtes Forschungsgebiet. Dabei sah er Parallelen zu seiner Biografie, die in dem neuen Buch untermauert werden. Er vergleicht sogar die 68er mit den 33ern. Das geht vielen zu weit. Aly wird Renegat gescholten, also einer, der zu den früheren Gegnern flüchtet. Man wirft ihm „68er-Selbsthass” (Safranski) vor. Oder ist es nicht so, dass er sich mit dem Mittel der Introspektion an ein Tabu heranwagt? „Ich beschäftige mich seit 25 Jahren mit der Geschichte des Nationalsozialismus. Dabei bemerkte ich rasch, wie jung die Träger des Nationalsozialismus waren. Es handelte sich um eine Jugenddiktatur. Mir fiel früh auf, dass dieses antibürgerliche, ja antiautoritäre Verhalten, das Legere, auch Diskursive innerhalb der nationalsozialistischen jungen Elite etwas mit uns 68ern zu tun haben könnte. Insofern hat mir meine Beteiligung an der Studentenbewegung auch geholfen, den Nationalsozialismus zu verstehen: Sie bildete für mich eine totalitäre Selbsterfahrung, die mir zum methodischen Hilfsmittel geworden ist.” Aly bezieht sich nicht nur auf die eigene Erinnerung. Er hat auch Dokumente studiert. Die der Studentenbewegung fand er kaum noch lesbar. Nichts was wert wäre, diese Zeit zu überdauern. Hingegen wurde er von Akten aus dem Bundeskanzleramt positiv überrascht.
Götz Aly ist Gastprofessor am Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main und arbeitet als freier Autor. Früher war er auch Redakteur der taz. „Geschrieben habe ich das Buch eigentlich für meine inzwischen erwachsenen Kinder und für alle anderen, die sich nicht mehr vorstellen können, warum man bestimmte Verrücktheiten gemacht hat.” Alys Buch „Unser Kampf” ist bei S. Fischer erschienen.
„… Diese Studentengeneration hatte etwas Elitäres, auch Narzisstisches. Aus dieser selbstverliebten Revolte gingen Menschen hervor, die sich immer auf der besseren Seite der Geschichte sahen.”
Das Buch „Unser Kampf” des Historikers Götz Aly skandalisiert. Schon der Titel. „Kampf war ein Zentralbegriff der 68er. Ununterbrochen war irgendwo Kampf angesagt. Ich selber habe eine Zeitung herausgegeben, die Hochschulkampf hieß.” Das totalitäre Regime der Nazis war bisher Alys bevorzugtes Forschungsgebiet. Dabei sah er Parallelen zu seiner Biografie, die in dem neuen Buch untermauert werden. Er vergleicht sogar die 68er mit den 33ern. Das geht vielen zu weit. Aly wird Renegat gescholten, also einer, der zu den früheren Gegnern flüchtet. Man wirft ihm „68er-Selbsthass” (Safranski) vor. Oder ist es nicht so, dass er sich mit dem Mittel der Introspektion an ein Tabu heranwagt? „Ich beschäftige mich seit 25 Jahren mit der Geschichte des Nationalsozialismus. Dabei bemerkte ich rasch, wie jung die Träger des Nationalsozialismus waren. Es handelte sich um eine Jugenddiktatur. Mir fiel früh auf, dass dieses antibürgerliche, ja antiautoritäre Verhalten, das Legere, auch Diskursive innerhalb der nationalsozialistischen jungen Elite etwas mit uns 68ern zu tun haben könnte. Insofern hat mir meine Beteiligung an der Studentenbewegung auch geholfen, den Nationalsozialismus zu verstehen: Sie bildete für mich eine totalitäre Selbsterfahrung, die mir zum methodischen Hilfsmittel geworden ist.” Aly bezieht sich nicht nur auf die eigene Erinnerung. Er hat auch Dokumente studiert. Die der Studentenbewegung fand er kaum noch lesbar. Nichts was wert wäre, diese Zeit zu überdauern. Hingegen wurde er von Akten aus dem Bundeskanzleramt positiv überrascht.
Götz Aly ist Gastprofessor am Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main und arbeitet als freier Autor. Früher war er auch Redakteur der taz. „Geschrieben habe ich das Buch eigentlich für meine inzwischen erwachsenen Kinder und für alle anderen, die sich nicht mehr vorstellen können, warum man bestimmte Verrücktheiten gemacht hat.” Alys Buch „Unser Kampf” ist bei S. Fischer erschienen.