philosophisches café
„Die künstlerischen Antworten auf Probleme wie alternde Gesellschaft oder Extremwetter sind oft
besser als die Szenarien aus der Energiewirtschaft oder den Ingenieurwissenschaften,
die nur Wachstumsszenarien fortschreiben.”
Ist der amerikanische Wahlkampf eher Pop oder Politik? Was bleibt von der Politik, wenn Politiker von Sachzwängen sprechen? Und ist es nicht etwas infantil, wenn sich Wähler ständig über Politiker beklagen, die sie selbst gewählt haben? Ist Politik aus ihren herkömmlichen Arenen an andere Orte ausgewandert? In Chefetagen, Medien oder Hinterzimmer? Vielleicht. Aber steht nicht längst wieder auf der Tagesordnung, dass Bürger ihre Handlungsmöglichkeiten finden: als Ingenieure, Handwerker, Wissenschaftler, Lehrer, als Bewohner eines Stadtteils? Oder einfach aus „Amor mundi”, aus Liebe zur Welt?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Politikwissenschaftler Claus Leggewie. Er ist seit einem Jahr Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen. Für Leggewie steht eine Renaissance von Bürgerinitiativen an. Allerdings anders als in den 70er Jahren. Eher als Initiativen nach dem Muster eines „Empowerments”: Statt sich zu beklagen und kokett politikverdrossen zu sein, müssten sich die Menschen zum Handeln entschließen. Dazu müssten sie sich auch ihr Nichtwissen eingestehen und sich ins Offene wagen: „Sich trauen vom 7-Meter-Brett zu springen.” Liegt da etwas in der Luft? Wie könnte man sich den Abschied vom Untermieter in der Welt, von Resignation und Rückzug ins Private vorstellen? Wie könnte ein tätiges, politisches Leben diesseits der Politikruinen aussehen, und wie würde sich damit die Aufgabe der staatlichen Politikinstitutionen ändern? Wo sind Gelegenheiten, die Stimme zu erheben? „Es geht mir mehr darum, Situationen, Anlässe, Räume zu schaffen, ohne dass ich vorab bereits wüsste, was das ,Produkt’ sein wird. Wissenskulturen lassen sich nicht zu Kombinaten zusammenführen wie Thyssen, Krupp und Hoesch. Auch an den hiesigen Universitäten ist es nicht üblich, in Netzwerken zu denken und zu experimentieren. Dieses lähmende ,Das haben wir noch nie gehabt, und wo kommen wir da hin’ muss aufhören.”
Leggewies aktuelles Buch „Von der Politik- zur Gesellschaftsberatung” ist im Campus Verlag erschienen.
„Die künstlerischen Antworten auf Probleme wie alternde Gesellschaft oder Extremwetter sind oft
besser als die Szenarien aus der Energiewirtschaft oder den Ingenieurwissenschaften,
die nur Wachstumsszenarien fortschreiben.”
Ist der amerikanische Wahlkampf eher Pop oder Politik? Was bleibt von der Politik, wenn Politiker von Sachzwängen sprechen? Und ist es nicht etwas infantil, wenn sich Wähler ständig über Politiker beklagen, die sie selbst gewählt haben? Ist Politik aus ihren herkömmlichen Arenen an andere Orte ausgewandert? In Chefetagen, Medien oder Hinterzimmer? Vielleicht. Aber steht nicht längst wieder auf der Tagesordnung, dass Bürger ihre Handlungsmöglichkeiten finden: als Ingenieure, Handwerker, Wissenschaftler, Lehrer, als Bewohner eines Stadtteils? Oder einfach aus „Amor mundi”, aus Liebe zur Welt?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Politikwissenschaftler Claus Leggewie. Er ist seit einem Jahr Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen. Für Leggewie steht eine Renaissance von Bürgerinitiativen an. Allerdings anders als in den 70er Jahren. Eher als Initiativen nach dem Muster eines „Empowerments”: Statt sich zu beklagen und kokett politikverdrossen zu sein, müssten sich die Menschen zum Handeln entschließen. Dazu müssten sie sich auch ihr Nichtwissen eingestehen und sich ins Offene wagen: „Sich trauen vom 7-Meter-Brett zu springen.” Liegt da etwas in der Luft? Wie könnte man sich den Abschied vom Untermieter in der Welt, von Resignation und Rückzug ins Private vorstellen? Wie könnte ein tätiges, politisches Leben diesseits der Politikruinen aussehen, und wie würde sich damit die Aufgabe der staatlichen Politikinstitutionen ändern? Wo sind Gelegenheiten, die Stimme zu erheben? „Es geht mir mehr darum, Situationen, Anlässe, Räume zu schaffen, ohne dass ich vorab bereits wüsste, was das ,Produkt’ sein wird. Wissenskulturen lassen sich nicht zu Kombinaten zusammenführen wie Thyssen, Krupp und Hoesch. Auch an den hiesigen Universitäten ist es nicht üblich, in Netzwerken zu denken und zu experimentieren. Dieses lähmende ,Das haben wir noch nie gehabt, und wo kommen wir da hin’ muss aufhören.”
Leggewies aktuelles Buch „Von der Politik- zur Gesellschaftsberatung” ist im Campus Verlag erschienen.