philosophisches café
„Die fruchtbarste und natürlichste Übung unseres Geistes sind nach meiner Meinung
Gespräch und Diskussion.”
Er bestritt, ein Philosoph zu sein. Auch andere Zuschreibungen wies er von sich. Seine „Essais” sind tatsächlich Versuche. Wenn es nicht so pathetisch klänge, müsste man sagen, er wollte nur ein Mensch sein. Nur? Das Genie von Seigneur Michel Eyquem de Montaigne ist die Entdeckung des Selbstverständlichen, das allerdings nicht selbstverständlich ist. Er räumte Schutt von den Wegen. Für ihn gilt, was ein ihm wahlverwandter Nachgeborener empfahl: „Sage es so einfach wie möglich, aber nicht einfacher” (Albert Einstein). Montaigne, 1533 geboren und 1592 gestorben, war Bürgermeister seiner Heimatstadt Bordeaux. Er ging ausgiebig auf Reisen. Er diente zwei sich bekriegenden Königen. In seinem Turm las und schrieb er. Seine „Essais” nannte man das allerindividuellste und zugleich das allgemeinste Buch. Nach fast einem halben Jahrtausend ist sein Werk „frisch wie am ersten Tag” (Rudolf Burger). Warum? Montaigne konnte staunen und beobachten. „Ich unterscheide. Das ist das A und O meiner Logik.” Er bastelte nicht an einem Denkgebäude, um darin zu wohnen oder um gar für Epigonen eine Behausung zu schaffen: „Ich schildere nicht das Sein, sondern das Unterwegssein von Tag zu Tag, von Minute zu Minute. Das hier ist das Protokoll unterschiedlicher und wechselhafter Geschehnisse sowie unfertiger und mitunter gegensätzlicher Gedanken. Daher mag ich mir zuweilen widersprechen, aber der Wahrheit widerspreche ich nie.”
Lange war der Zugang zu den „Essais” von unvollständigen und fragwürdigen Übersetzungen verstellt. Dann machte sich Hans Adolf Stiehl an die Arbeit und legte nach zehn Jahren unter seinem Pseudonym Hans Stilett eine grandiose Übersetzung vor. Nun hat Stilett seine eigenen „Wanderungen durch Montaignes Welten” aufgeschrieben. „VON DER LUST, auf dieser Erde ZU LEBEN” (Eichborn Berlin). Wanderungen sind das kongeniale Verhältnis zum großen Franzosen. „Bewegung ist gleichsam sein existenzieller Dauerzustand”, schreibt Stilett über Montaigne.
„Die fruchtbarste und natürlichste Übung unseres Geistes sind nach meiner Meinung
Gespräch und Diskussion.”
Er bestritt, ein Philosoph zu sein. Auch andere Zuschreibungen wies er von sich. Seine „Essais” sind tatsächlich Versuche. Wenn es nicht so pathetisch klänge, müsste man sagen, er wollte nur ein Mensch sein. Nur? Das Genie von Seigneur Michel Eyquem de Montaigne ist die Entdeckung des Selbstverständlichen, das allerdings nicht selbstverständlich ist. Er räumte Schutt von den Wegen. Für ihn gilt, was ein ihm wahlverwandter Nachgeborener empfahl: „Sage es so einfach wie möglich, aber nicht einfacher” (Albert Einstein). Montaigne, 1533 geboren und 1592 gestorben, war Bürgermeister seiner Heimatstadt Bordeaux. Er ging ausgiebig auf Reisen. Er diente zwei sich bekriegenden Königen. In seinem Turm las und schrieb er. Seine „Essais” nannte man das allerindividuellste und zugleich das allgemeinste Buch. Nach fast einem halben Jahrtausend ist sein Werk „frisch wie am ersten Tag” (Rudolf Burger). Warum? Montaigne konnte staunen und beobachten. „Ich unterscheide. Das ist das A und O meiner Logik.” Er bastelte nicht an einem Denkgebäude, um darin zu wohnen oder um gar für Epigonen eine Behausung zu schaffen: „Ich schildere nicht das Sein, sondern das Unterwegssein von Tag zu Tag, von Minute zu Minute. Das hier ist das Protokoll unterschiedlicher und wechselhafter Geschehnisse sowie unfertiger und mitunter gegensätzlicher Gedanken. Daher mag ich mir zuweilen widersprechen, aber der Wahrheit widerspreche ich nie.”
Lange war der Zugang zu den „Essais” von unvollständigen und fragwürdigen Übersetzungen verstellt. Dann machte sich Hans Adolf Stiehl an die Arbeit und legte nach zehn Jahren unter seinem Pseudonym Hans Stilett eine grandiose Übersetzung vor. Nun hat Stilett seine eigenen „Wanderungen durch Montaignes Welten” aufgeschrieben. „VON DER LUST, auf dieser Erde ZU LEBEN” (Eichborn Berlin). Wanderungen sind das kongeniale Verhältnis zum großen Franzosen. „Bewegung ist gleichsam sein existenzieller Dauerzustand”, schreibt Stilett über Montaigne.