Philosophisches Café mit Martin Burckhardt
“Das ,reine Denken’ ist immer schon kontaminiert.” Martin Burckhardt
Neigen Philosophen dazu, sich selbst auf den Leim zu gehen? Dissidenten der Zunft wie Hannah Arendt oder Friedrich Nietzsche haben das befürchtet. Woher kommt die Selbstbefangenheit der Großdenker? Der Berliner Kulturtheoretiker und Autor Martin Burckhardt hat sich auf die Suche nach dem blinden Fleck der Philosophie gemacht. Sie führt ihn in die Frühe der griechischen Kultur, zur Erfindung des Alphabets und der Münzen, in die Zeit der Antilogik und der Päderastie. Die Spur der nackten und unverhüllten Wahrheit bringt ihn in eine Schamzone und zu deren Verbergen. Und so lautet seine Frage nicht, was ist die Philosophie, sondern, worin besteht das geheime Interesse, das die Philosophie nicht nur den Leib, sondern auch den Werkzeugkasten des Philosophen verbergen lässt? Könnte es sein, dass genau darin ihr Wesen liegt? Diesen Bereich nannte schon Nietzsche “Hinterwelt”. Martin Burckhardt hat sie in seinem jüngsten Buch ausgeleuchtet.
Nach seinen viel beachteten Büchern “Metamorphosen von Raum und Zeit” und “Geist der Maschinen” (bei Campus) ist nun mit “Die Scham der Philosophen” der dritte Band dieser Trilogie im neuen Semele Verlag erschienen. Vielleicht trägt der geheimnisvolle Name des Verlags etwas zur Klärung des Themas bei: Semele war in der griechischen Mythologie die Tochter des Kadmos, des Alphabetbringers, und Geliebte des Zeus. Vom Wahrheitsvirus infiziert, verlangt sie danach, ihren Geliebten endlich in seiner “wahren Gestalt” zu sehen. Aber die nackte Wahrheit erwies sich als tödlich. Von ihrem Blitz getroffen verbrannte sie. Muss man die Wahrheit vielleicht so vorsichtig und listig umgehen, wie Virginia Woolf, die sagte, dass man sie um so besser trifft, je genauer man daneben trifft? Hält sich die flüchtige Wahrheit in Zwischenräumen auf? Vielleicht deuten sich darin Perspektiven einer Philosophie nach der Philosophie an? “Wo absolute Gewissheiten hinfällig geworden sind, kehren jene Zweideutigkeiten zurück, denen sich die Philosophie entwunden geglaubt hatte”, meint Martin Burckhardt.
“Das ,reine Denken’ ist immer schon kontaminiert.” Martin Burckhardt
Neigen Philosophen dazu, sich selbst auf den Leim zu gehen? Dissidenten der Zunft wie Hannah Arendt oder Friedrich Nietzsche haben das befürchtet. Woher kommt die Selbstbefangenheit der Großdenker? Der Berliner Kulturtheoretiker und Autor Martin Burckhardt hat sich auf die Suche nach dem blinden Fleck der Philosophie gemacht. Sie führt ihn in die Frühe der griechischen Kultur, zur Erfindung des Alphabets und der Münzen, in die Zeit der Antilogik und der Päderastie. Die Spur der nackten und unverhüllten Wahrheit bringt ihn in eine Schamzone und zu deren Verbergen. Und so lautet seine Frage nicht, was ist die Philosophie, sondern, worin besteht das geheime Interesse, das die Philosophie nicht nur den Leib, sondern auch den Werkzeugkasten des Philosophen verbergen lässt? Könnte es sein, dass genau darin ihr Wesen liegt? Diesen Bereich nannte schon Nietzsche “Hinterwelt”. Martin Burckhardt hat sie in seinem jüngsten Buch ausgeleuchtet.
Nach seinen viel beachteten Büchern “Metamorphosen von Raum und Zeit” und “Geist der Maschinen” (bei Campus) ist nun mit “Die Scham der Philosophen” der dritte Band dieser Trilogie im neuen Semele Verlag erschienen. Vielleicht trägt der geheimnisvolle Name des Verlags etwas zur Klärung des Themas bei: Semele war in der griechischen Mythologie die Tochter des Kadmos, des Alphabetbringers, und Geliebte des Zeus. Vom Wahrheitsvirus infiziert, verlangt sie danach, ihren Geliebten endlich in seiner “wahren Gestalt” zu sehen. Aber die nackte Wahrheit erwies sich als tödlich. Von ihrem Blitz getroffen verbrannte sie. Muss man die Wahrheit vielleicht so vorsichtig und listig umgehen, wie Virginia Woolf, die sagte, dass man sie um so besser trifft, je genauer man daneben trifft? Hält sich die flüchtige Wahrheit in Zwischenräumen auf? Vielleicht deuten sich darin Perspektiven einer Philosophie nach der Philosophie an? “Wo absolute Gewissheiten hinfällig geworden sind, kehren jene Zweideutigkeiten zurück, denen sich die Philosophie entwunden geglaubt hatte”, meint Martin Burckhardt.