Philosophisches Café mit Navid Kermani
“Neil Young, das ist meine Wahrheit. Das ganze Toleranzgerede ist Unfug.
Für mich ist Neil Young ebenso Erlösung wie der Koran.”
Er ist Muslim. Und er ist ein westlicher Intellektueller, wie er im Westen selten geworden ist. Er ist Wissenschaftler. Und er ist Literat. Er hat Theater gemacht und schreibt Reportagen. Außerdem ist Navid Kermani Long-Term-Fellow am Wissenschaftskolleg in Berlin. Seine Dissertation “Gott ist schön” behandelt den Koran und wurde ein erfolgreiches Buch. Jetzt erschienen zwei neue Bücher: “Der Schrecken Gottes” und “Du sollst”. In dem einen beschreibt er die Geburt der Religion aus dem menschlichen Leid, u.a. am Beispiel des persischen Dichters Attar. Dessen Dichtung sei die schwärzeste, die je geschrieben wurde. Alle Tröstungen vernichtend. Oder Hiobs Aufbegehren gegen den grausamen Schöpfer. Diese Religiosität kennt Gott, aber zürnt ihm. Eine Gegen-Theologie, die aus den Anfängen unserer Tradition bis zu Georg Büchner reicht. Vielleicht könnte sie heute eher eine Quelle für zeitgenössische Spiritualität sein, als das sanfte, sozialpädagogische Wort zum Sonntag? Kermanis Erzählungen “Du sollst” sind kein frontaler Widerspruch gegen die strenge “Du sollst nicht” – Tradition der göttlichen Gebote, sie holen aber das Salz der Ambivalenz zurück, die aus der Religion und vielleicht überhaupt aus dem westlichen Leben zu sehr ausgewaschen wurde. Und vielleicht zeigt sich dann erneut, dass Lust ohne Leid nicht zu haben ist.
Navid Kermani wurde 1967 in Siegen geboren. Seine Eltern kommen aus Persien. Für die fast tausendseitige Monografie “Gott ist schön” über die verschlungenen Beziehungen von Ästhetik und Theologie des Koran erhielt er den Ernst-Bloch-Preis. In “Iran, Revolution der Kinder” beschrieb er die Umbrüche des Landes. Aufsehen erregte auch “Das Buch der von Neil Young Getöteten”.
“Neil Young, das ist meine Wahrheit. Das ganze Toleranzgerede ist Unfug.
Für mich ist Neil Young ebenso Erlösung wie der Koran.”
Er ist Muslim. Und er ist ein westlicher Intellektueller, wie er im Westen selten geworden ist. Er ist Wissenschaftler. Und er ist Literat. Er hat Theater gemacht und schreibt Reportagen. Außerdem ist Navid Kermani Long-Term-Fellow am Wissenschaftskolleg in Berlin. Seine Dissertation “Gott ist schön” behandelt den Koran und wurde ein erfolgreiches Buch. Jetzt erschienen zwei neue Bücher: “Der Schrecken Gottes” und “Du sollst”. In dem einen beschreibt er die Geburt der Religion aus dem menschlichen Leid, u.a. am Beispiel des persischen Dichters Attar. Dessen Dichtung sei die schwärzeste, die je geschrieben wurde. Alle Tröstungen vernichtend. Oder Hiobs Aufbegehren gegen den grausamen Schöpfer. Diese Religiosität kennt Gott, aber zürnt ihm. Eine Gegen-Theologie, die aus den Anfängen unserer Tradition bis zu Georg Büchner reicht. Vielleicht könnte sie heute eher eine Quelle für zeitgenössische Spiritualität sein, als das sanfte, sozialpädagogische Wort zum Sonntag? Kermanis Erzählungen “Du sollst” sind kein frontaler Widerspruch gegen die strenge “Du sollst nicht” – Tradition der göttlichen Gebote, sie holen aber das Salz der Ambivalenz zurück, die aus der Religion und vielleicht überhaupt aus dem westlichen Leben zu sehr ausgewaschen wurde. Und vielleicht zeigt sich dann erneut, dass Lust ohne Leid nicht zu haben ist.
Navid Kermani wurde 1967 in Siegen geboren. Seine Eltern kommen aus Persien. Für die fast tausendseitige Monografie “Gott ist schön” über die verschlungenen Beziehungen von Ästhetik und Theologie des Koran erhielt er den Ernst-Bloch-Preis. In “Iran, Revolution der Kinder” beschrieb er die Umbrüche des Landes. Aufsehen erregte auch “Das Buch der von Neil Young Getöteten”.