Di 29.3.05
19.00 Uhr
Ort: Literaturhaus
6,50/4,-/3,-
Philosophisches Café

Philosophisches Café mit Paul Nolte

Thema "Eigenverantwortung - für eine neue Idee von Politik" Gast: Paul Nolte. Reinhard Kahl moderiert

„… dass uns der Abschied von der hedonistischen Konsumgesellschaft des späten 20. Jahrhunderts bevorsteht.“

Paul Noltes Buch „Generation Reform“ soll längere Zeit auf dem Nachttisch des neuen Bundespräsidenten gelegen haben, bevor dieser für eine „Ideengesellschaft“ plädierte. Noltes Manuskripte werden von der „Zeit“, der „taz“ und der „Welt“ gedruckt. Kein Zweifel, da ist einer, durch den der Zeitgeist spricht. Der 41-jährige Professor für Geschichte trifft einen Ton für Debatten über die Zukunft dieses Landes, der zum Diskurs einlädt. Aber ist das denn Philosophie? Auf jeden Fall, wenn wir Philosophie nicht auf die allerletzten Fragen beschränken wollen, sondern sie als Versuch betreiben, das Thema hinter dem Thema zu erkennen, also die Voraussetzungen unserer Selbstverständlichkeiten zu untersuchen.

Weshalb zum Beispiel sagt in der Warteschlange im Buchladen niemand etwas, wenn der gleiche Kunde, der sich Bücher als Geschenk einwickeln lässt, eine steuerfähige Quittung dafür verlangt und sich während des Wartens über den gierigen Staat ereifert? Warum ziehen es immer noch viele Deutsche vor, sich als Opfer zu fühlen, statt sich zum Handeln aufzumachen? Was könnte es im Jahr 2005 bedeuten, die Politik nicht nur den Politikern und die Gesellschaft nicht vor allem dem Staat zu überlassen? An diesen Knoten setzt Paul Noltes Denken an. Konservativ besteht er auf die Wirksamkeit von Werten und fürchtet Verwahrlosung in Deutschland. Realistisch zitiert er Bert Brecht: „Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“ Und er ist optimistisch, wie ein Protagonist der Fortschrittsfraktion. Vor allem setzt Nolte auf die Unvermeidlichkeit von Engagement und auf die Lust daran. „Die Zukunft liegt in einer Gesellschaft des sozialinvestiven Konsums … Nur auf diese Weise kann auch die Schere zwischen öffentlicher Armut und privatem Wohlstand, die sich immer mehr aufzutun und sich im Rückstand, ja Verfall öffentlicher Infrastruktur zu manifestieren droht, wieder geschlossen werden“, schreibt Nolte.

Paul Nolte ist Professor an der International University Bremen. Sein aktuelles Buch „Generation Reform“ ist bei C. H. Beck erschienen.

6,50/4,-/3,-

„… dass uns der Abschied von der hedonistischen Konsumgesellschaft des späten 20. Jahrhunderts bevorsteht.“

Paul Noltes Buch „Generation Reform“ soll längere Zeit auf dem Nachttisch des neuen Bundespräsidenten gelegen haben, bevor dieser für eine „Ideengesellschaft“ plädierte. Noltes Manuskripte werden von der „Zeit“, der „taz“ und der „Welt“ gedruckt. Kein Zweifel, da ist einer, durch den der Zeitgeist spricht. Der 41-jährige Professor für Geschichte trifft einen Ton für Debatten über die Zukunft dieses Landes, der zum Diskurs einlädt. Aber ist das denn Philosophie? Auf jeden Fall, wenn wir Philosophie nicht auf die allerletzten Fragen beschränken wollen, sondern sie als Versuch betreiben, das Thema hinter dem Thema zu erkennen, also die Voraussetzungen unserer Selbstverständlichkeiten zu untersuchen.

Weshalb zum Beispiel sagt in der Warteschlange im Buchladen niemand etwas, wenn der gleiche Kunde, der sich Bücher als Geschenk einwickeln lässt, eine steuerfähige Quittung dafür verlangt und sich während des Wartens über den gierigen Staat ereifert? Warum ziehen es immer noch viele Deutsche vor, sich als Opfer zu fühlen, statt sich zum Handeln aufzumachen? Was könnte es im Jahr 2005 bedeuten, die Politik nicht nur den Politikern und die Gesellschaft nicht vor allem dem Staat zu überlassen? An diesen Knoten setzt Paul Noltes Denken an. Konservativ besteht er auf die Wirksamkeit von Werten und fürchtet Verwahrlosung in Deutschland. Realistisch zitiert er Bert Brecht: „Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“ Und er ist optimistisch, wie ein Protagonist der Fortschrittsfraktion. Vor allem setzt Nolte auf die Unvermeidlichkeit von Engagement und auf die Lust daran. „Die Zukunft liegt in einer Gesellschaft des sozialinvestiven Konsums … Nur auf diese Weise kann auch die Schere zwischen öffentlicher Armut und privatem Wohlstand, die sich immer mehr aufzutun und sich im Rückstand, ja Verfall öffentlicher Infrastruktur zu manifestieren droht, wieder geschlossen werden“, schreibt Nolte.

Paul Nolte ist Professor an der International University Bremen. Sein aktuelles Buch „Generation Reform“ ist bei C. H. Beck erschienen.

Medienpartner NDR Info