Di 19.4.05
19.00 Uhr
Ort: Literaturhaus
6,50/4,-/3,-
Philosophisches Café

Philosophisches Café mit Rüdiger Safranski

Thema: Friedrich Schiller - Ur-Sprung eines Götterfunken Gast: Rüdiger Safranski, Reinhard Kahl moderiert

„Schillers Idealismus besteht in der Überzeugung, dass es möglich ist, die Dinge zu beherrschen statt sich von ihnen beherrschen zu lassen. Wie Sartre erklärt: es kommt darauf an, etwas aus dem zu machen, zu dem man gemacht wurde.“ Rüdiger Safranski

Wenn die toten Dichter zu unsterblichen Geistesfürsten verklärt werden, müssen sie dabei nicht ein zweites Mal sterben? Und verwelken nicht auch die stärksten Ideen, sobald man sie bloß nachkoloriert und nicht mehr neu denkt? Etwas neu zu denken verlangt Eigensinn. Was hat es damit auf sich? Der radikale Eigensinn eines Friedrich Schiller passt nicht in die Galerie von Halbgöttern. Seine Begeisterung verdankt sich einem Aufbäumen gegen den kränkelnden Körper. Das allein erklärt nicht die „Erfindung des Deutschen Idealismus“, wie Rüdiger Safranski seine Schiller-Biografie im Untertitel nennt. Aber es verweist auf einen entscheidenden Ur-Sprung, einen Riss. Bei Werken, die ihre Schöpfer überragen, stört die Epigonen dieses Unvollkommene des Individuums, das Werke erst hervor gebracht hat. Der Mangel verschwindet im blinden Fleck von Heldenverehrungen. Safranski räumt diese trivialen Idealisierungen ab. So können Schillers Werke wieder wie eine ansteckende Gesundheit wirken. Sein Leben und Werk lässt sich als radikaler Fall einer produktiven Person lesen. Sie steht nicht unter dem Zwang einer beständigen Identität. „Alle acht Tage war er ein anderer und ein vollendeterer“, schrieb Goethe über ihn. Und noch etwas gehört zum Eigensinn: das Spiel. Schillers Maxime, „der Mensch ist nur dann ganz Mensch, wenn er spielt“, ist heute zumindest so aktuell wie vor 200 Jahren. Sie bezeichnet den Punkt, an dem der „Halbzombie Mensch“ (Detlef Linke) zu Freiheit und Kreativität kommt.

Der philosophische Schriftsteller Rüdiger Safranski hat in den vergangenen Jahren Biografien über Schopenhauer, Heidegger und Nietzsche geschrieben. Sein jüngstes Buch ist die Biografie über Friedrich Schiller, der am 9. Mai 1805 starb.

6,50/4,-/3,-

„Schillers Idealismus besteht in der Überzeugung, dass es möglich ist, die Dinge zu beherrschen statt sich von ihnen beherrschen zu lassen. Wie Sartre erklärt: es kommt darauf an, etwas aus dem zu machen, zu dem man gemacht wurde.“ Rüdiger Safranski

Wenn die toten Dichter zu unsterblichen Geistesfürsten verklärt werden, müssen sie dabei nicht ein zweites Mal sterben? Und verwelken nicht auch die stärksten Ideen, sobald man sie bloß nachkoloriert und nicht mehr neu denkt? Etwas neu zu denken verlangt Eigensinn. Was hat es damit auf sich? Der radikale Eigensinn eines Friedrich Schiller passt nicht in die Galerie von Halbgöttern. Seine Begeisterung verdankt sich einem Aufbäumen gegen den kränkelnden Körper. Das allein erklärt nicht die „Erfindung des Deutschen Idealismus“, wie Rüdiger Safranski seine Schiller-Biografie im Untertitel nennt. Aber es verweist auf einen entscheidenden Ur-Sprung, einen Riss. Bei Werken, die ihre Schöpfer überragen, stört die Epigonen dieses Unvollkommene des Individuums, das Werke erst hervor gebracht hat. Der Mangel verschwindet im blinden Fleck von Heldenverehrungen. Safranski räumt diese trivialen Idealisierungen ab. So können Schillers Werke wieder wie eine ansteckende Gesundheit wirken. Sein Leben und Werk lässt sich als radikaler Fall einer produktiven Person lesen. Sie steht nicht unter dem Zwang einer beständigen Identität. „Alle acht Tage war er ein anderer und ein vollendeterer“, schrieb Goethe über ihn. Und noch etwas gehört zum Eigensinn: das Spiel. Schillers Maxime, „der Mensch ist nur dann ganz Mensch, wenn er spielt“, ist heute zumindest so aktuell wie vor 200 Jahren. Sie bezeichnet den Punkt, an dem der „Halbzombie Mensch“ (Detlef Linke) zu Freiheit und Kreativität kommt.

Der philosophische Schriftsteller Rüdiger Safranski hat in den vergangenen Jahren Biografien über Schopenhauer, Heidegger und Nietzsche geschrieben. Sein jüngstes Buch ist die Biografie über Friedrich Schiller, der am 9. Mai 1805 starb.