Di 26.9.06
19.00 Uhr
Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 22087 Hamburg
6,50/4,-/3,-

Philosophisches Café mit Wolf Lepenies

Thema: Große Kultur und kleine Politik? Nachdenken über Deutschland Gast: Wolf Lepenies, Reinhard Kahl moderiert

“In der deutschen Sprache klingt ‘Kultur’ ebenso positiv, warm und viel versprechend, wie ‘Politik’ einen ambivalenten, kalten und irgendwie verdächtigen Klang hat.” Wolf Lepenies

Die Latte möglichst hoch hängen – aber dann nicht darüber springen, sondern darunter durch kriechen. Das war – und ist? – eine Neigung der Deutschen. Alles sollte irgendwie höher sein. Nicht bloß Zivilisation, sondern Kultur. Nicht bloß Education, sondern Bildung. Nicht bloß unreines politisches Handeln, sondern möglichst reiner Geist. Ganz hohe – oder auch ganz tiefe – Dichtung sowieso. Jedenfalls nicht so oberflächlich wie die anderen. Höher, tiefer, innerlicher. Der überspannte Anspruch mag weitgehend Geschichte sein, aber er ist eben doch unsere Herkunft. Er war weniger eine deutsche Ideologie, Worte die schnell verblassen, als eine Grammatik. Bis in den Alltag sorgte der höchste Anspruch tatsächlich für misanthropische Stimmungen. Alles schon Geschichte? Selten war das Land so gut gelaunt und entspannt wie in diesem Sommer. Da könnte Wolf Lepenies mit seinem neuen Buch “Kultur und Politik – Deutsche Geschichten” (Hanser) fast als Spielverderber erscheinen. Ist er aber nicht. Im Gegenteil. Ohne seinen Blick auf die größeren Spielräume und die stärkere Weltzugewandtheit der etwas glücklicheren Nationen im Westen hätte er wohl kaum die Folie gehabt, vor der sich das deutsche Schwanken zwischen Insuffizienz und Überlegenheit abhebt. Ohne die Erinnerung an diese Geschichte kann die ersehnte deutsche Normalität wohl kaum gelingen.

Wolf Lepenies erhält am 8. Oktober den Friedenspreis des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Er ist Historiker und Soziologe. 15 Jahre war er Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Er war Mitglied des Institut for Advanced Study in Princeton und ist Offizier der französischen Ehrenlegion. “Wie konnte in Deutschland eine Gesellschaft fast sklavischer Unterwürfigkeit gegenüber jeder Form von Autorität eine Kultur hervorbringen, die außerordentlich reich, kritisch und lebendig war?” Wolf Lepenies

6,50/4,-/3,-

“In der deutschen Sprache klingt ‘Kultur’ ebenso positiv, warm und viel versprechend, wie ‘Politik’ einen ambivalenten, kalten und irgendwie verdächtigen Klang hat.” Wolf Lepenies

Die Latte möglichst hoch hängen – aber dann nicht darüber springen, sondern darunter durch kriechen. Das war – und ist? – eine Neigung der Deutschen. Alles sollte irgendwie höher sein. Nicht bloß Zivilisation, sondern Kultur. Nicht bloß Education, sondern Bildung. Nicht bloß unreines politisches Handeln, sondern möglichst reiner Geist. Ganz hohe – oder auch ganz tiefe – Dichtung sowieso. Jedenfalls nicht so oberflächlich wie die anderen. Höher, tiefer, innerlicher. Der überspannte Anspruch mag weitgehend Geschichte sein, aber er ist eben doch unsere Herkunft. Er war weniger eine deutsche Ideologie, Worte die schnell verblassen, als eine Grammatik. Bis in den Alltag sorgte der höchste Anspruch tatsächlich für misanthropische Stimmungen. Alles schon Geschichte? Selten war das Land so gut gelaunt und entspannt wie in diesem Sommer. Da könnte Wolf Lepenies mit seinem neuen Buch “Kultur und Politik – Deutsche Geschichten” (Hanser) fast als Spielverderber erscheinen. Ist er aber nicht. Im Gegenteil. Ohne seinen Blick auf die größeren Spielräume und die stärkere Weltzugewandtheit der etwas glücklicheren Nationen im Westen hätte er wohl kaum die Folie gehabt, vor der sich das deutsche Schwanken zwischen Insuffizienz und Überlegenheit abhebt. Ohne die Erinnerung an diese Geschichte kann die ersehnte deutsche Normalität wohl kaum gelingen.

Wolf Lepenies erhält am 8. Oktober den Friedenspreis des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Er ist Historiker und Soziologe. 15 Jahre war er Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Er war Mitglied des Institut for Advanced Study in Princeton und ist Offizier der französischen Ehrenlegion. “Wie konnte in Deutschland eine Gesellschaft fast sklavischer Unterwürfigkeit gegenüber jeder Form von Autorität eine Kultur hervorbringen, die außerordentlich reich, kritisch und lebendig war?” Wolf Lepenies