philosophisches café: richard david precht
„Lernen und Genießen sind das Geheimnis eines erfüllten Lebens. Lernen ohne Genießen verhärmt,
Genießen ohne Lernen verblödet.”
Manch einer hielt den Titel seines Buches: „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?” zunächst für einen Grammatikfehler. Es wurde ein Bestseller. 700.000 Mal Philosophie. Sein neues Buch heißt ganz einfach „Liebe”. Wenn schon „Wer bin ich?” zu den unbeantwortbaren Fragen zählt, so gilt das erst recht für die Liebe. Precht nennt sie „das unordentlichste aller Gefühle.” Nach Heinz von Foerster lohnen allerdings nur solch unbeantwortbare Fragen. Sie öffnen neue Wege. Sie ermöglichen, dass es weiter geht. Sie lassen Neues erfinden. Vielleicht ist dies ja überhaupt das Geheimnis aller Philosophie: Keine zwei Philosophen denken gleich. Die Philosophie kennt keine abschließende Antwort. Sie existiert nur im Plural. Ist Liebe nicht der Stoff, der die unendliche Verschiedenheit der Menschen zusammen hält? Ist sie nicht die andere Seite der Pluralität von Identitäten und der Vielfalt von Biografien? Liebe und die endlosen Abweichungen von Ordnungen, Perfektionen und Idealen gehören zusammen. Niklas Luhmann argumentierte: „Individuen kann man bekanntlich daran erkennen, dass sie einen Knick in der Optik haben.” Besonders wahrscheinlich sei Verständigung deshalb nicht. Aber es kann sein, „dass ein anderer, statt einfach nur mit dem Kopf zu schütteln, sich in meine Weltsicht hineinversetzt. So wird es mir leichter gemacht, der zu sein, der ich bin.”
Precht selbst gehört zu den amphibischen, den nicht auf einen Nenner zu bringenden Menschen. Nach seinem Philosophiestudium und Assistentenjahren an der Universität Köln schrieb der 1962 Geborene Romane, u. a. den autobiografischen „Lenin kam nur bis Lüdenscheid”. Er arbeitet als Rundfunkmoderator und Journalist und trug beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt vor. Sein neues Buch „Liebe, ein unordentliches Gefühl” erscheint im März im Goldmann Verlag. „Romane ohne Liebe sind selten. Filme ohne Liebe sind noch seltener. Die Liebe ist das beliebteste Thema des Menschen.” Richard David Precht
„Lernen und Genießen sind das Geheimnis eines erfüllten Lebens. Lernen ohne Genießen verhärmt,
Genießen ohne Lernen verblödet.”
Manch einer hielt den Titel seines Buches: „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?” zunächst für einen Grammatikfehler. Es wurde ein Bestseller. 700.000 Mal Philosophie. Sein neues Buch heißt ganz einfach „Liebe”. Wenn schon „Wer bin ich?” zu den unbeantwortbaren Fragen zählt, so gilt das erst recht für die Liebe. Precht nennt sie „das unordentlichste aller Gefühle.” Nach Heinz von Foerster lohnen allerdings nur solch unbeantwortbare Fragen. Sie öffnen neue Wege. Sie ermöglichen, dass es weiter geht. Sie lassen Neues erfinden. Vielleicht ist dies ja überhaupt das Geheimnis aller Philosophie: Keine zwei Philosophen denken gleich. Die Philosophie kennt keine abschließende Antwort. Sie existiert nur im Plural. Ist Liebe nicht der Stoff, der die unendliche Verschiedenheit der Menschen zusammen hält? Ist sie nicht die andere Seite der Pluralität von Identitäten und der Vielfalt von Biografien? Liebe und die endlosen Abweichungen von Ordnungen, Perfektionen und Idealen gehören zusammen. Niklas Luhmann argumentierte: „Individuen kann man bekanntlich daran erkennen, dass sie einen Knick in der Optik haben.” Besonders wahrscheinlich sei Verständigung deshalb nicht. Aber es kann sein, „dass ein anderer, statt einfach nur mit dem Kopf zu schütteln, sich in meine Weltsicht hineinversetzt. So wird es mir leichter gemacht, der zu sein, der ich bin.”
Precht selbst gehört zu den amphibischen, den nicht auf einen Nenner zu bringenden Menschen. Nach seinem Philosophiestudium und Assistentenjahren an der Universität Köln schrieb der 1962 Geborene Romane, u. a. den autobiografischen „Lenin kam nur bis Lüdenscheid”. Er arbeitet als Rundfunkmoderator und Journalist und trug beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt vor. Sein neues Buch „Liebe, ein unordentliches Gefühl” erscheint im März im Goldmann Verlag. „Romane ohne Liebe sind selten. Filme ohne Liebe sind noch seltener. Die Liebe ist das beliebteste Thema des Menschen.” Richard David Precht