richard ford
Zeitgenosse Ulysses fährt einen Chevrolet Suburban, nimmt seinen Lunch am liebsten in der Cafeteria des örtlichen Krankenhauses ein und vertickt Ferienhäuser: Frank Bascombe ist zurück. Richard Ford hat nach „Der Sportreporter” und „Unabhängigkeitstag” in seinem neuen Roman „Die Lage des Landes” (Berlin Verlag) zum dritten Mal die Fäden aufgenommen, an denen er seinen amerikanischen Jedermann durch das Ostküsten-Suburbia tanzen lässt. Bascombe ist mittlerweile Mitte Fünfzig, seine Frau Sally mit ihrem tot geglaubten Ex-Ehemann auf und davon, dafür macht ihm Ann wieder Avancen, Tochter Clarissa schleppt nach einer reizenden Börsenmaklerin ein (männliches) Ekel an, mit Sohn Paul ist sowieso nicht zu reden, und obendrein wird bei Frank Prostatakrebs diagnostiziert. Keine berauschenden Aussichten für Thanksgiving, dieses uramerikanische Fest mit Truthahn, Familienzwang und ernsthafter Völlerei. Wir schreiben das Jahr 2000, noch ist nicht klar, ob Bush oder Gore ins Weiße Haus einziehen wird, und der 11. September liegt in weiter Ferne.
Richard Ford, dieser „Meister des Bewusstseinsromans” (taz), der „einfühlsam und anrührend” (Die Zeit) formuliert, liefert in seinem ziegelsteindicken Roman ein präzises Protokoll der Gedankenwelt seines Helden: „Ehrlich gesagt ist mein niedrigtouriges Erstaunen meistens mit einer Trauerweidenmelancholie eingefärbt, denn dies Aufmerken und plötzliche Wieder-Wiedererkennen trägt auch die Empfindung in sich, alle Dinge womöglich zum letzten Mal zu sehen – was ja sogar stimmen könnte, obwohl ich das nicht hoffen will.“ Die Meisterschaft des Pulitzer-Preisträgers – der das Schreiben des Öfteren mit dem Fliesenlegen verglich – besteht darin, aus der Kleinteiligkeit und Spießigkeit seines Mittelklassehelden etwas Großes zu schaffen, nicht weniger als eine „epochale Chronik des US-Alltags” (Der Spiegel). Und da nicht zu befürchten ist, dass sich die Szenerie von Fords erster Signierstunde wiederholt, als sich vor mehr als 30 Jahren kein einziger Leser, sondern nur ein Namensvetter des Autors einfand, ziehen wir ins Liebermann-Studio.
Zeitgenosse Ulysses fährt einen Chevrolet Suburban, nimmt seinen Lunch am liebsten in der Cafeteria des örtlichen Krankenhauses ein und vertickt Ferienhäuser: Frank Bascombe ist zurück. Richard Ford hat nach „Der Sportreporter” und „Unabhängigkeitstag” in seinem neuen Roman „Die Lage des Landes” (Berlin Verlag) zum dritten Mal die Fäden aufgenommen, an denen er seinen amerikanischen Jedermann durch das Ostküsten-Suburbia tanzen lässt. Bascombe ist mittlerweile Mitte Fünfzig, seine Frau Sally mit ihrem tot geglaubten Ex-Ehemann auf und davon, dafür macht ihm Ann wieder Avancen, Tochter Clarissa schleppt nach einer reizenden Börsenmaklerin ein (männliches) Ekel an, mit Sohn Paul ist sowieso nicht zu reden, und obendrein wird bei Frank Prostatakrebs diagnostiziert. Keine berauschenden Aussichten für Thanksgiving, dieses uramerikanische Fest mit Truthahn, Familienzwang und ernsthafter Völlerei. Wir schreiben das Jahr 2000, noch ist nicht klar, ob Bush oder Gore ins Weiße Haus einziehen wird, und der 11. September liegt in weiter Ferne.
Richard Ford, dieser „Meister des Bewusstseinsromans” (taz), der „einfühlsam und anrührend” (Die Zeit) formuliert, liefert in seinem ziegelsteindicken Roman ein präzises Protokoll der Gedankenwelt seines Helden: „Ehrlich gesagt ist mein niedrigtouriges Erstaunen meistens mit einer Trauerweidenmelancholie eingefärbt, denn dies Aufmerken und plötzliche Wieder-Wiedererkennen trägt auch die Empfindung in sich, alle Dinge womöglich zum letzten Mal zu sehen – was ja sogar stimmen könnte, obwohl ich das nicht hoffen will.“ Die Meisterschaft des Pulitzer-Preisträgers – der das Schreiben des Öfteren mit dem Fliesenlegen verglich – besteht darin, aus der Kleinteiligkeit und Spießigkeit seines Mittelklassehelden etwas Großes zu schaffen, nicht weniger als eine „epochale Chronik des US-Alltags” (Der Spiegel). Und da nicht zu befürchten ist, dass sich die Szenerie von Fords erster Signierstunde wiederholt, als sich vor mehr als 30 Jahren kein einziger Leser, sondern nur ein Namensvetter des Autors einfand, ziehen wir ins Liebermann-Studio.