Di 20.11.07
20.00 Uhr
Ort: Literaturhaus - Schwanenwik 38 - 22087 Hamburg
10,-/8,-/6,-

robert menasse

stellt seinen neuen Roman „Don Juan de la Mancha“ vor – im Gespräch mit Lilo Wanders

Nein, wir zitieren ihn nicht, jenen provokanten ersten Satz aus Robert Menasses Erziehungsroman, jenen Satz, der davon berichtet, wie Chilischoten in der Sexualpraxis einzusetzen sind, und den der Österreichische Rundfunk sich auszustrahlen weigerte. Und auch vom Schluss des Buches, der die Rolle solider Meerrettichstangen beleuchtet, sei hier nicht die Rede – stattdessen von einem blitzgescheiten, amüsanten und lehrreichen Roman, der auf prüde Leserreaktionen keine Rücksicht nimmt und sich ums gesellschaftlich Korrekte wenig schert. Im Zentrum des freizügigen Geschehens steht Nathan, der, bis zu seiner Entlassung, das Ressort „Leben” einer Wiener Zeitschrift leitet und mit einem Mal an Lustlosigkeit leidet, die freilich keine geringere Sexfrequenz nach sich zieht. Wie der Romantitel verheißt, haben wir es mit einer modernen Don-Juan-Figur zu tun, die indes – so der Don-Quichotte-Zusatz – eher von mickriger Gestalt ist. Der krisengebeutelte Eroberer flüchtet auf die Couch der Therapeutin Hannah, die ihn dazu anleitet, den Ursprüngen und Grenzen seines Liebeslebens nachzuspüren, und ihn zu Exkursen inspiriert. Nathans Geschichte ist nicht zuletzt eine Geschichte des Älter-Werdens, der Reflexion darüber, dass mit dem Erreichen des fünfzigsten Lebensjahres der „Todesstreifen” überschritten und das Erwachsenwerden nicht mehr aufzuschieben sei. „Ist es das Alter, Hannah, dass ich in letzter Zeit immer wieder an erste Male denke?”, fragt sich der zweifelnde Homme à femmes und gibt seiner Neigung zu Kalauern und Sentenzen hemmungslos nach. Robert Menasse belässt es nicht dabei, einen unerfüllten erotischen Reigen vorzustellen. Nathans Biografie spiegelt auch eine politische Entwicklung, die an der Universität, als er und seine Freunde alternative Seminare begründeten, ihren Lauf nahm. Liebe und Ideologie hingen damals eng zusammen; die „Weltrevolution” erschien dem Helden als „Voraussetzung für einen Orgasmus”. Wie und warum aus dem aufbegehrenden Studenten ein nach und nach resignierender leitender Redakteur wurde, das ist eine der interessantesten Fragen dieses bei Suhrkamp erschienenen Romans. Auch darüber wird Robert Menasse an diesem Abend sprechen – mit Lilo Wanders.

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Nein, wir zitieren ihn nicht, jenen provokanten ersten Satz aus Robert Menasses Erziehungsroman, jenen Satz, der davon berichtet, wie Chilischoten in der Sexualpraxis einzusetzen sind, und den der Österreichische Rundfunk sich auszustrahlen weigerte. Und auch vom Schluss des Buches, der die Rolle solider Meerrettichstangen beleuchtet, sei hier nicht die Rede – stattdessen von einem blitzgescheiten, amüsanten und lehrreichen Roman, der auf prüde Leserreaktionen keine Rücksicht nimmt und sich ums gesellschaftlich Korrekte wenig schert. Im Zentrum des freizügigen Geschehens steht Nathan, der, bis zu seiner Entlassung, das Ressort „Leben” einer Wiener Zeitschrift leitet und mit einem Mal an Lustlosigkeit leidet, die freilich keine geringere Sexfrequenz nach sich zieht. Wie der Romantitel verheißt, haben wir es mit einer modernen Don-Juan-Figur zu tun, die indes – so der Don-Quichotte-Zusatz – eher von mickriger Gestalt ist. Der krisengebeutelte Eroberer flüchtet auf die Couch der Therapeutin Hannah, die ihn dazu anleitet, den Ursprüngen und Grenzen seines Liebeslebens nachzuspüren, und ihn zu Exkursen inspiriert. Nathans Geschichte ist nicht zuletzt eine Geschichte des Älter-Werdens, der Reflexion darüber, dass mit dem Erreichen des fünfzigsten Lebensjahres der „Todesstreifen” überschritten und das Erwachsenwerden nicht mehr aufzuschieben sei. „Ist es das Alter, Hannah, dass ich in letzter Zeit immer wieder an erste Male denke?”, fragt sich der zweifelnde Homme à femmes und gibt seiner Neigung zu Kalauern und Sentenzen hemmungslos nach. Robert Menasse belässt es nicht dabei, einen unerfüllten erotischen Reigen vorzustellen. Nathans Biografie spiegelt auch eine politische Entwicklung, die an der Universität, als er und seine Freunde alternative Seminare begründeten, ihren Lauf nahm. Liebe und Ideologie hingen damals eng zusammen; die „Weltrevolution” erschien dem Helden als „Voraussetzung für einen Orgasmus”. Wie und warum aus dem aufbegehrenden Studenten ein nach und nach resignierender leitender Redakteur wurde, das ist eine der interessantesten Fragen dieses bei Suhrkamp erschienenen Romans. Auch darüber wird Robert Menasse an diesem Abend sprechen – mit Lilo Wanders.

Medienpartner NDR Kultur & NDR Info