schmidt & proust
Wann eigentlich wollen Sie endlich beginnen, sich an die Lektüre von Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit” zu machen, an diese sieben Bände mit ihren schlappen 4.000 Seiten? Wollen sie wirklich bis zur Rente warten, bis Augen und Kopf nicht mehr recht in Schuss sind? Dass es auch anders geht, hat der Berliner Schriftsteller Jochen Schmidt, Jahrgang 1970, bewiesen. Im heißen Sommer des Jahres 2006 beschließt er kurzerhand, sich jeden Tag 20 Seiten des Proust’schen Monumentalerkes einzuverleiben, in einem Blog zu resümieren und auf seine eigene Lebenspraxis, die mit der der Pariser Salons des Fin de siècle nur bedingte Ähnlichkeiten aufweist, zu beziehen.
Nun liegt Schmidts In-180-Tagen-lese-ich-Proust-Unternehmen in Buchform vor, in einem dickleibigen 600-Seiten-Band, das der kleine Verlag Voland & Quist auf verdienstvollste Weise herausgegeben und mit einer CD versehen hat. In sehr klugen und kurzweiligen Einträgen lässt sich darin verfolgen, wie man sich unverstellt und unverzopft einem furchteinflößenden Koloss der Weltliteratur anzunähern vermag, ohne sich in den Fußangeln der akademischen Sekundärliteratur zu verfangen. Jochen Schmidt nimmt Proust und seine erzählte Welt ernst, und er macht deutlich, wie sich deren vielleicht nur scheinbar fiktionale Realität mit der des Lesers zu überschneiden beginnt. Zustimmung wird signalisiert, Ironie erkannt, aber auch die Fremdheit gegenüber dem, was in Prousts Kosmos geschieht, bleibt nicht unerwähnt. Unter der Rubrik „Verlorene Praxis” notiert Schmidt Gewohnheiten, die den Bewohnern der Proust’schen Welt selbstverständlich waren und die heute, knapp 100 Jahre später, nur noch historische Reminiszenzen sind – wie zum Beispiel: „Seine Bediensteten zu Bett schicken“ oder „Aus Rücksicht auf seine Hunde, Affen, Hänflinge und den Papagei eine kleine Villa in der Nähe von Versailles mieten“. Jochen Schmidt gibt im Literaturhaus Einblick in seine Proust-Erfahrungen und spricht mit der ausgewiesenen Kennerin Ina Hartwig (Frankfurter Rundschau) darüber. Wetten, dass Sie danach mit neuen Vorsätzen in die Nacht gehen?
Wann eigentlich wollen Sie endlich beginnen, sich an die Lektüre von Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit” zu machen, an diese sieben Bände mit ihren schlappen 4.000 Seiten? Wollen sie wirklich bis zur Rente warten, bis Augen und Kopf nicht mehr recht in Schuss sind? Dass es auch anders geht, hat der Berliner Schriftsteller Jochen Schmidt, Jahrgang 1970, bewiesen. Im heißen Sommer des Jahres 2006 beschließt er kurzerhand, sich jeden Tag 20 Seiten des Proust’schen Monumentalerkes einzuverleiben, in einem Blog zu resümieren und auf seine eigene Lebenspraxis, die mit der der Pariser Salons des Fin de siècle nur bedingte Ähnlichkeiten aufweist, zu beziehen.
Nun liegt Schmidts In-180-Tagen-lese-ich-Proust-Unternehmen in Buchform vor, in einem dickleibigen 600-Seiten-Band, das der kleine Verlag Voland & Quist auf verdienstvollste Weise herausgegeben und mit einer CD versehen hat. In sehr klugen und kurzweiligen Einträgen lässt sich darin verfolgen, wie man sich unverstellt und unverzopft einem furchteinflößenden Koloss der Weltliteratur anzunähern vermag, ohne sich in den Fußangeln der akademischen Sekundärliteratur zu verfangen. Jochen Schmidt nimmt Proust und seine erzählte Welt ernst, und er macht deutlich, wie sich deren vielleicht nur scheinbar fiktionale Realität mit der des Lesers zu überschneiden beginnt. Zustimmung wird signalisiert, Ironie erkannt, aber auch die Fremdheit gegenüber dem, was in Prousts Kosmos geschieht, bleibt nicht unerwähnt. Unter der Rubrik „Verlorene Praxis” notiert Schmidt Gewohnheiten, die den Bewohnern der Proust’schen Welt selbstverständlich waren und die heute, knapp 100 Jahre später, nur noch historische Reminiszenzen sind – wie zum Beispiel: „Seine Bediensteten zu Bett schicken“ oder „Aus Rücksicht auf seine Hunde, Affen, Hänflinge und den Papagei eine kleine Villa in der Nähe von Versailles mieten“. Jochen Schmidt gibt im Literaturhaus Einblick in seine Proust-Erfahrungen und spricht mit der ausgewiesenen Kennerin Ina Hartwig (Frankfurter Rundschau) darüber. Wetten, dass Sie danach mit neuen Vorsätzen in die Nacht gehen?