SCHWANENWIK GOES SCHULTERBLATT (7): PETER RICHTER
»Im Westen mussten Jungs in unserem Alter gegen ihre Eltern rebellieren. Wie öde.«
Was den Sommer 1989 ausmachte? Schlafmangel. Mit müden Augen, riesiger Klappe und weitem Herzen macht sich Peter Richters Held auf, der leck geschlagenen DDR ihre aufregenden Seiten abzuringen. Mit nächtlichen Ausflügen ins Freibad. Mit gebremster Leidenschaft zu L., die an ihrem 18. Geburtstag in die Partei eintreten will. Mit Kaffeebesuchen beim netten Transvestiten um die Ecke. In »’89/’90« (Luchterhand), einer »Farce zum Untergang der DDR« (Denis Scheck), gibt es weder »40 Jahre nur gelitten«-Larmoyanz noch »Es war nicht alles schlecht«-Romantik, keine Jugendgangs und keine vergeistigen Turmgesellschaften. Hier gibt es Lust auf das Leben, Neugier auf die Welt – und wenn diese erst einmal nur bis Prag reichte, so what? Das Staropramen schmeckt allemal, und letztlich ist auch das Wehrlager nur das Tor zu endlosen Sommerferien. In dem energiegeladenen Roman wird der Zusammenbruch eines Systems mit den Explosionen des Erwachsenwerdens kongruent geführt. Lernt man etwas über die DDR? Aber ja, in den 132 naseweisen Fußnoten kalauert sich der Ich-Erzähler durch den deutsch-demokratischen Alltagsirrsinn. Oder betonen Sie »Konsum« etwa auf dem »u«? Na, sehen Sie.
Peter Richter, geboren 1973 in Dresden, lebt als Kulturkorrespondent der »Süddeutschen Zeitung« in New York und hat u.a. 2005 »Blühende Landschaften« veröffentlicht.
Moderation: Antje Flemming
»Im Westen mussten Jungs in unserem Alter gegen ihre Eltern rebellieren. Wie öde.«
Was den Sommer 1989 ausmachte? Schlafmangel. Mit müden Augen, riesiger Klappe und weitem Herzen macht sich Peter Richters Held auf, der leck geschlagenen DDR ihre aufregenden Seiten abzuringen. Mit nächtlichen Ausflügen ins Freibad. Mit gebremster Leidenschaft zu L., die an ihrem 18. Geburtstag in die Partei eintreten will. Mit Kaffeebesuchen beim netten Transvestiten um die Ecke. In »’89/’90« (Luchterhand), einer »Farce zum Untergang der DDR« (Denis Scheck), gibt es weder »40 Jahre nur gelitten«-Larmoyanz noch »Es war nicht alles schlecht«-Romantik, keine Jugendgangs und keine vergeistigen Turmgesellschaften. Hier gibt es Lust auf das Leben, Neugier auf die Welt – und wenn diese erst einmal nur bis Prag reichte, so what? Das Staropramen schmeckt allemal, und letztlich ist auch das Wehrlager nur das Tor zu endlosen Sommerferien. In dem energiegeladenen Roman wird der Zusammenbruch eines Systems mit den Explosionen des Erwachsenwerdens kongruent geführt. Lernt man etwas über die DDR? Aber ja, in den 132 naseweisen Fußnoten kalauert sich der Ich-Erzähler durch den deutsch-demokratischen Alltagsirrsinn. Oder betonen Sie »Konsum« etwa auf dem »u«? Na, sehen Sie.
Peter Richter, geboren 1973 in Dresden, lebt als Kulturkorrespondent der »Süddeutschen Zeitung« in New York und hat u.a. 2005 »Blühende Landschaften« veröffentlicht.
Moderation: Antje Flemming