Di 20.2.07
20.00 Uhr
Ort: Literaturhaus - Schwanenwik 38 - 22087 Hamburg
8,-/6,-/4,-

sigrid behrens & wolfgang schömel

Sigrid Behrens liest aus „Diskrete Momente”, Wolfgang Schömel liest aus „Die Reinheit des Augenblicks”. Maike Schiller moderiert

Eine „Anleitung zum Unglücklichsein” könnte Wolfgang Schömels „Die Reinheit des Augenblicks” (Klett-Cotta) getrost untertitelt sein, handeln die Geschichten doch fast alle vom Abschiednehmen und von der Seelenkrankheit unserer Tage – der Unfähigkeit, Gefühle zuzulassen. Es geht um das beiläufige Aufeinandertreffen, um das ebenso beiläufige Auseinandergehen, um das Scheitern und das Dennoch-wieder-von-vorne-Beginnen. Nach seinem verstörenden Roman „Ohne Maria” voll „existenzieller Traurigkeit” (Hamburger Abendblatt) und „Die Schnecke”, „einer Sammlung höchst origineller und witziger Geschichten über den alltäglichen Liebesirrsinn” (Der Spiegel), bohrt sich Schömel in seinen sieben neuen Erzählungen erneut tief in die Gehirne seiner Charaktere, allesamt emotional Gebeutelte. Sie sind fremd in einer fremden Umgebung, Fremde in sich selbst. Von „Wilhelm Meister” bis „Nachtzug nach Lissabon” war der Ortswechsel in der Literaturgeschichte vor allem Katalysator für eine Reise zu sich selbst. Bei Schömel ist davon nichts mehr übrig: Seine Reisenden fühlen wenig, gerade einmal Leere und die Abwesenheit von Visionen: „Während er rasch die vier, fünf Schritte zurücklegt, spürt er sehr deutlich die Möglichkeit, geradeaus weiter zu gehen, immer weiter, oder nach rechts abzubiegen, statt nach links zu gehen. Vielleicht konnte er sogar völlig aus allem verschwinden.”

Hasten Wolfgang Schömels Figuren bis nach Kanada, um sich selbst wieder spüren zu können, so saugt sich der Blick von Sigrid Behrens an einer einzigen Fassade fest. In ihrem wundersam viel versprechenden Prosadebüt „Diskrete Momente” (Hanser) wirft die Hamburger Theaterautorin nächtliche Schlaglichter auf die Bewohner eines Hauses: „Es ist keine Zeit für unangemeldete Besucher. Es ist tief in der Nacht, und auch ich sollte schlafen, es ist Nacht, es ist Herbst und wie ich steht die Zeit an der Schwelle zum Winter.” Behrens’ feinporige Sprache besticht durch die impressionistische Präzision, mit der sie den hinter der großstädtischen Häuserwand verborgenen Geschichten Leben einhaucht und sie zu einer einzigen verwebt. Im Literaturhaus teilen sich die beiden Protagonisten der Hamburger Literaturszene einen Abend lang das Podium.

8,-/6,-/4,-

Eine „Anleitung zum Unglücklichsein” könnte Wolfgang Schömels „Die Reinheit des Augenblicks” (Klett-Cotta) getrost untertitelt sein, handeln die Geschichten doch fast alle vom Abschiednehmen und von der Seelenkrankheit unserer Tage – der Unfähigkeit, Gefühle zuzulassen. Es geht um das beiläufige Aufeinandertreffen, um das ebenso beiläufige Auseinandergehen, um das Scheitern und das Dennoch-wieder-von-vorne-Beginnen. Nach seinem verstörenden Roman „Ohne Maria” voll „existenzieller Traurigkeit” (Hamburger Abendblatt) und „Die Schnecke”, „einer Sammlung höchst origineller und witziger Geschichten über den alltäglichen Liebesirrsinn” (Der Spiegel), bohrt sich Schömel in seinen sieben neuen Erzählungen erneut tief in die Gehirne seiner Charaktere, allesamt emotional Gebeutelte. Sie sind fremd in einer fremden Umgebung, Fremde in sich selbst. Von „Wilhelm Meister” bis „Nachtzug nach Lissabon” war der Ortswechsel in der Literaturgeschichte vor allem Katalysator für eine Reise zu sich selbst. Bei Schömel ist davon nichts mehr übrig: Seine Reisenden fühlen wenig, gerade einmal Leere und die Abwesenheit von Visionen: „Während er rasch die vier, fünf Schritte zurücklegt, spürt er sehr deutlich die Möglichkeit, geradeaus weiter zu gehen, immer weiter, oder nach rechts abzubiegen, statt nach links zu gehen. Vielleicht konnte er sogar völlig aus allem verschwinden.”

Hasten Wolfgang Schömels Figuren bis nach Kanada, um sich selbst wieder spüren zu können, so saugt sich der Blick von Sigrid Behrens an einer einzigen Fassade fest. In ihrem wundersam viel versprechenden Prosadebüt „Diskrete Momente” (Hanser) wirft die Hamburger Theaterautorin nächtliche Schlaglichter auf die Bewohner eines Hauses: „Es ist keine Zeit für unangemeldete Besucher. Es ist tief in der Nacht, und auch ich sollte schlafen, es ist Nacht, es ist Herbst und wie ich steht die Zeit an der Schwelle zum Winter.” Behrens’ feinporige Sprache besticht durch die impressionistische Präzision, mit der sie den hinter der großstädtischen Häuserwand verborgenen Geschichten Leben einhaucht und sie zu einer einzigen verwebt. Im Literaturhaus teilen sich die beiden Protagonisten der Hamburger Literaturszene einen Abend lang das Podium.