Do 5.4.07
20.00 Uhr
Ort: Literaturhaus - Schwanenwik 38 - 22087 Hamburg
8,-/6,-/4,-

silke scheuermann & kevin vennemann

Silke Scheuermann liest aus „Die Stunde zwischen Hund und Wolf“ Kevin Vennemann liest aus „Mara Kogoj“ Elmar Krekeler moderiert

„Ich bin nichts, dachte ich. Das Wasser musste voller unsichtbarer Lebewesen stecken, die Augen hatten, Augen, die mich hypnotisierten, herunterziehen wollten, aber sie kriegten mich nicht”: In der Gefühlsfärbung der Ich-Erzählerin in Silke Scheuermanns Roman „Die Stunde zwischen Hund und Wolf” (Schöffling Verlag) – irgendwo zwischen „Nicht-Leben und Endlich-Geboren-Sein” – klingt bis in die Nuancen Sylvia Plaths „Glasglocke” nach. „Alienation” – für dieses bitter-einsame Gefühl des Nicht-Dazugehörens gibt es kein passendes deutsches Wort, aber für Scheuermanns Text den treffenden Satz: „Ein Kammerspiel aus der Sicht einer jungen Frau, die die Welt nur noch wie durch Glas betrachten kann und in jeder Scheibe schon die Scherbe spürt” (FAZ). Der erste Roman der Lyrikerin Scheuermann exerziert Einsamkeit und Randständigkeit am Beispiel zweier Schwestern durch: Ines, die Schöne, die Künstlerin, die Säuferin, sturzbetrunken auf der Suche nach einer wärmeren Welt, und ihr anderes Ich, die namen- und visionslose Erzählerin, um die 30, Kunsthistorikerin und Journalistin, angeschwemmt in Frankfurt, „diesem Nichtrom, Nichtparis und Nichtnewyork”. Gekonnt verschränkt die Autorin die Leben der Schwestern und macht mit ihrem hoch gestimmten „wunderbaren, kühl poetischen, von leiser Melancholie durchwehten Ton” (Die Welt) den kleinen Roman zu einer Entdeckung.

Der Abend im Literaturhaus fächert die Bandbreite der jungen deutschsprachigen Literatur auf: Kevin Vennemanns zweiter Roman „Mara Kogoj” (Suhrkamp Verlag) hat stilistisch und thematisch wenig mit dem Buch seiner Kollegin gemein. Wie bereits in seinem Romandebüt „Nahe Jedenew”, vom Deutschlandradio als „großes literarisches Versprechen” gepriesen, nähert sich Vennemann auf virtuosem Sprachniveau einem Kapitel der europäischen Geschichte, das gänzlich aus unserem Blickfeld zu verschwinden drohte: die Morde und Brandschatzungen, die die SS an der slowenisch-stämmigen Kärntner Zivilbevölkerung in den letzen Kriegsmonaten anrichtete. Tone Lebonja und Mara Kogoj interviewen Ludwig Pflügler, dessen nationalistische Sicht die Verbrechen an den Slowenen komplett ausblendet. Doch der Roman gibt denen, die Jahrzehnte schweigen mussten, eine Stimme: „Hören Sie zu:” Jetzt erzählt Mara Kogoj.

8,-/6,-/4,-

„Ich bin nichts, dachte ich. Das Wasser musste voller unsichtbarer Lebewesen stecken, die Augen hatten, Augen, die mich hypnotisierten, herunterziehen wollten, aber sie kriegten mich nicht”: In der Gefühlsfärbung der Ich-Erzählerin in Silke Scheuermanns Roman „Die Stunde zwischen Hund und Wolf” (Schöffling Verlag) – irgendwo zwischen „Nicht-Leben und Endlich-Geboren-Sein” – klingt bis in die Nuancen Sylvia Plaths „Glasglocke” nach. „Alienation” – für dieses bitter-einsame Gefühl des Nicht-Dazugehörens gibt es kein passendes deutsches Wort, aber für Scheuermanns Text den treffenden Satz: „Ein Kammerspiel aus der Sicht einer jungen Frau, die die Welt nur noch wie durch Glas betrachten kann und in jeder Scheibe schon die Scherbe spürt” (FAZ). Der erste Roman der Lyrikerin Scheuermann exerziert Einsamkeit und Randständigkeit am Beispiel zweier Schwestern durch: Ines, die Schöne, die Künstlerin, die Säuferin, sturzbetrunken auf der Suche nach einer wärmeren Welt, und ihr anderes Ich, die namen- und visionslose Erzählerin, um die 30, Kunsthistorikerin und Journalistin, angeschwemmt in Frankfurt, „diesem Nichtrom, Nichtparis und Nichtnewyork”. Gekonnt verschränkt die Autorin die Leben der Schwestern und macht mit ihrem hoch gestimmten „wunderbaren, kühl poetischen, von leiser Melancholie durchwehten Ton” (Die Welt) den kleinen Roman zu einer Entdeckung.

Der Abend im Literaturhaus fächert die Bandbreite der jungen deutschsprachigen Literatur auf: Kevin Vennemanns zweiter Roman „Mara Kogoj” (Suhrkamp Verlag) hat stilistisch und thematisch wenig mit dem Buch seiner Kollegin gemein. Wie bereits in seinem Romandebüt „Nahe Jedenew”, vom Deutschlandradio als „großes literarisches Versprechen” gepriesen, nähert sich Vennemann auf virtuosem Sprachniveau einem Kapitel der europäischen Geschichte, das gänzlich aus unserem Blickfeld zu verschwinden drohte: die Morde und Brandschatzungen, die die SS an der slowenisch-stämmigen Kärntner Zivilbevölkerung in den letzen Kriegsmonaten anrichtete. Tone Lebonja und Mara Kogoj interviewen Ludwig Pflügler, dessen nationalistische Sicht die Verbrechen an den Slowenen komplett ausblendet. Doch der Roman gibt denen, die Jahrzehnte schweigen mussten, eine Stimme: „Hören Sie zu:” Jetzt erzählt Mara Kogoj.