thomas lehr
Weltengrauen gerinnt zu Poesie: In seinem verblüffenden Roman „September. Fata Morgana” (Hanser Verlag) perlen Thomas Lehrs Gedanken über die Seiten und kein Satzzeichen vermag sie aufzuhalten. Das Buch, diese „kunstvolle und grundsätzliche Gegenwehr gegen das Leichtgängige, gefährlich Banale in Form und Inhalt” (Frankfurter Rundschau), beleuchtet aus zwei Perspektiven die Ereignisse, die unsere Welt im vergangenen Jahrzehnt aus den Fugen gehoben haben. Die Politik zieht ins Private ein, das müssen der deutsch-amerikanische Literaturprofessor Martin und seine Tochter Sabrina ebenso erkennen wie der in Paris ausgebildete Arzt Tarik aus dem Irak und seine Tochter Muna. Die Stimmen dieser vier Intellektuellen erzählen ihre Version der Geschichte. Die Töchter sterben – die junge US-Amerikanerin lässt ihr Leben in den Trümmern des World Trade Centers, die Irakerin kommt drei Jahre später während eines Anschlags in Bagdad zu Tode: „Fetzen graue Trümmer scharfkantige aufgebogene zerrissene Objekte die an etwas erinnern sollten das Pfeifen wird lauter schmerzhaft eine zerplatzte Wassermelone …”
Dieser Roman ist ein Wagnis und Lesegenuss zugleich. Wagnis, weil er den Leser erkennen lässt, wie nahe sich der westliche und der östliche Blick kommen, wie sie sich verschränken und einander bedingen. Genuss, weil der 1957 geborene Lehr, dessen Roman „42” bereits 2005 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand, mit stupendem Wissen auf literarische Traditionen verweist und die westliche Erzählweise meisterlich mit der orientalischen verknüpft. Hinweise auf den „West-östlichen Divan”, über den der Goethe-Forscher arbeitet, finden sich ebenso eingewoben wie die Poesie des persischen Dichters Hafis oder seines zeitgenössischen Kollegen Adonis: „Das Herausragende dieses Romans liegt vor allem darin, dass er eine literarische Form gefunden hat, die die politische Katastrophe zwar nicht aufhebt, sie aber kenntlich macht und durchdringt” (DeutschlandRadio Kultur). „September. Fata Morgana” wurde in diesem Jahr für die Shortlist des Deutschen Buchpreises ausgewählt und gehört zweifellos zu den großen Werken dieses Herbstes. Ein Buch, das bleiben wird.
Weltengrauen gerinnt zu Poesie: In seinem verblüffenden Roman „September. Fata Morgana” (Hanser Verlag) perlen Thomas Lehrs Gedanken über die Seiten und kein Satzzeichen vermag sie aufzuhalten. Das Buch, diese „kunstvolle und grundsätzliche Gegenwehr gegen das Leichtgängige, gefährlich Banale in Form und Inhalt” (Frankfurter Rundschau), beleuchtet aus zwei Perspektiven die Ereignisse, die unsere Welt im vergangenen Jahrzehnt aus den Fugen gehoben haben. Die Politik zieht ins Private ein, das müssen der deutsch-amerikanische Literaturprofessor Martin und seine Tochter Sabrina ebenso erkennen wie der in Paris ausgebildete Arzt Tarik aus dem Irak und seine Tochter Muna. Die Stimmen dieser vier Intellektuellen erzählen ihre Version der Geschichte. Die Töchter sterben – die junge US-Amerikanerin lässt ihr Leben in den Trümmern des World Trade Centers, die Irakerin kommt drei Jahre später während eines Anschlags in Bagdad zu Tode: „Fetzen graue Trümmer scharfkantige aufgebogene zerrissene Objekte die an etwas erinnern sollten das Pfeifen wird lauter schmerzhaft eine zerplatzte Wassermelone …”
Dieser Roman ist ein Wagnis und Lesegenuss zugleich. Wagnis, weil er den Leser erkennen lässt, wie nahe sich der westliche und der östliche Blick kommen, wie sie sich verschränken und einander bedingen. Genuss, weil der 1957 geborene Lehr, dessen Roman „42” bereits 2005 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand, mit stupendem Wissen auf literarische Traditionen verweist und die westliche Erzählweise meisterlich mit der orientalischen verknüpft. Hinweise auf den „West-östlichen Divan”, über den der Goethe-Forscher arbeitet, finden sich ebenso eingewoben wie die Poesie des persischen Dichters Hafis oder seines zeitgenössischen Kollegen Adonis: „Das Herausragende dieses Romans liegt vor allem darin, dass er eine literarische Form gefunden hat, die die politische Katastrophe zwar nicht aufhebt, sie aber kenntlich macht und durchdringt” (DeutschlandRadio Kultur). „September. Fata Morgana” wurde in diesem Jahr für die Shortlist des Deutschen Buchpreises ausgewählt und gehört zweifellos zu den großen Werken dieses Herbstes. Ein Buch, das bleiben wird.