Ulrike Draesner
“Spiele”, Ulrike Draesners dichtgewebter und akribisch recherchierter neuer Roman ist viele Geschichten in einer: Er erzählt von Flucht, Krieg, Terrorismus und Gewalt, aber auch von Familie, Verlust, unerfüllter Liebe, von großen Gefühlen und der langen, komplizierten Reise zu sich selbst. Zentrum und Katalysator ist Katja Berewski, eine erfolgreiche Fotojournalistin, 1,58 m klein, zäh, bestimmt, die nach 20 Jahren rastlosen Reisens zu den politisch bedeutsamen Schauplätzen der Welt ausgebrannt ist und nach München zurückkehrt: “Hätte sie es benennen sollen, sie hätte nicht gewusst, wie es hieß, und jemanden, der es das Geheimnis glücklichen Lebens genannt hätte, hätte sie ausgelacht.” Jahrzehntelang trug sie neben ihrer Kamera schwer an Schuldgefühlen, Auslöser für die Verwundung ihrer Jugendliebe Max, eines jungen Polizisten, zu sein. Auf der Suche nach so etwas wie Heimat – “Heemte” hätte ihr aus Polen geflohener Großvater Jozef gesagt – stolpert sie über ihre Vergangenheit, die unmittelbar mit der politischen Geschichte ihres fremd gewordenen Geburtslandes zu tun hat. Intelligent verknüpft Ulrike Draesner verschiedene Zeitebenen und Perspektiven und setzt so das Puzzle eines dunklen deutschen Kapitels zusammen: Ausgehend von der ersten Erschütterung der Halbwüchsigen – schmerzhafter Abschied von der Kindheit und der ersten großen Liebe – wird eine Katastrophe der Bundesrepublik aufgerollt – die Geiselnahme der israelischen Sportler bei den Olympischen Spielen in München 1972 durch die palästinensischen Fedajin.
So wie Katja, auch Tinka, Juschka, Katt oder Kanu genannt wird, so multiperspektivisch ist Ulrike Draesners Herangehensweise an ihren Stoff. Peu à peu wird so ein Kapitel jüngerer deutscher Geschichte lebendig, das fast vergessen war, dessen Bedeutung allerdings bis weit in die Gegenwart reicht und heutige Zusammenhänge begreifbar macht: “Der Terrorismus der globalisierten Welt hatte begonnen, auch wenn man es damals noch nicht so hätte nennen können.” Selten ist das Gefühl von Heimatlosigkeit und die weibliche Spielform der Midlife-Crisis so einfühlsam und durchdringend beschrieben und so intelligent in ein großes Ganzes eingebettet worden wie von Ulrike Draesner, der Literaturhäuser-Preisträgerin von 2002.
“Spiele”, Ulrike Draesners dichtgewebter und akribisch recherchierter neuer Roman ist viele Geschichten in einer: Er erzählt von Flucht, Krieg, Terrorismus und Gewalt, aber auch von Familie, Verlust, unerfüllter Liebe, von großen Gefühlen und der langen, komplizierten Reise zu sich selbst. Zentrum und Katalysator ist Katja Berewski, eine erfolgreiche Fotojournalistin, 1,58 m klein, zäh, bestimmt, die nach 20 Jahren rastlosen Reisens zu den politisch bedeutsamen Schauplätzen der Welt ausgebrannt ist und nach München zurückkehrt: “Hätte sie es benennen sollen, sie hätte nicht gewusst, wie es hieß, und jemanden, der es das Geheimnis glücklichen Lebens genannt hätte, hätte sie ausgelacht.” Jahrzehntelang trug sie neben ihrer Kamera schwer an Schuldgefühlen, Auslöser für die Verwundung ihrer Jugendliebe Max, eines jungen Polizisten, zu sein. Auf der Suche nach so etwas wie Heimat – “Heemte” hätte ihr aus Polen geflohener Großvater Jozef gesagt – stolpert sie über ihre Vergangenheit, die unmittelbar mit der politischen Geschichte ihres fremd gewordenen Geburtslandes zu tun hat. Intelligent verknüpft Ulrike Draesner verschiedene Zeitebenen und Perspektiven und setzt so das Puzzle eines dunklen deutschen Kapitels zusammen: Ausgehend von der ersten Erschütterung der Halbwüchsigen – schmerzhafter Abschied von der Kindheit und der ersten großen Liebe – wird eine Katastrophe der Bundesrepublik aufgerollt – die Geiselnahme der israelischen Sportler bei den Olympischen Spielen in München 1972 durch die palästinensischen Fedajin.
So wie Katja, auch Tinka, Juschka, Katt oder Kanu genannt wird, so multiperspektivisch ist Ulrike Draesners Herangehensweise an ihren Stoff. Peu à peu wird so ein Kapitel jüngerer deutscher Geschichte lebendig, das fast vergessen war, dessen Bedeutung allerdings bis weit in die Gegenwart reicht und heutige Zusammenhänge begreifbar macht: “Der Terrorismus der globalisierten Welt hatte begonnen, auch wenn man es damals noch nicht so hätte nennen können.” Selten ist das Gefühl von Heimatlosigkeit und die weibliche Spielform der Midlife-Crisis so einfühlsam und durchdringend beschrieben und so intelligent in ein großes Ganzes eingebettet worden wie von Ulrike Draesner, der Literaturhäuser-Preisträgerin von 2002.