Do 3.2.05
20.00 Uhr
Ort: Literaturhaus
6,50/4,-/3,-

Wilhelm Genazino

liest aus seinem neuen Roman "Die Liebesblödigkeit" Ursula März moderiert

„Dort, wo jeder hinwegsieht, entdecken Genazinos Romane kleine Kostbarkeiten, Kunstwerke des Verborgenen.“
(Helmut Böttiger)

Seltsame Berufe haben sie, die Gestalten in Wilhelm Genazinos „Die Liebesblödigkeit“: Sie sind Staubforscherinnen oder Alkohol-Sekretäre, Panik-Berater oder Ekelreferenten. Der Held selbst ist freischaffender Zivilisationsapokalyptiker, Handlungsreisender in Sachen Weltuntergang. Seine ganz privaten Apokalypsen indes heißen Judith, wenn er geistigen Zuspruchs bedarf, und Sandra, wenn er Körperlichkeit sucht. Seit Jahren führt er ein glückvolles Leben mit zwei Frauen, die voneinander nichts wissen. Ein Meister des Rollenspiels ist er, Fachmann im Erfüllen der Erwartungen der Frau, bei der er gerade ist. Nun, die 50 bereits überschritten, meint der sinn-verlesende Wortjongleur („Bitte stellen Sie Ihr Talent in den Abräumwagen!“) plötzlich, sich entscheiden zu müssen, und katapultiert sich behände in einen Zustand der „Liebesblödigkeit“. Judith oder Sandra? Sandra oder Judith? Speise für den Leib oder für den Intellekt? Diesen Strudel des Nichtentscheiden-könnens trudelt Genazinos liebenswert verschrullter Held immer schneller hinab, bis er endlich merkt, dass es nicht die „Liebesverstopfung“ ist, die ihn ängstigt, sondern die „rasende Todesangstmaschine“. Und die hat nichts mit den Frauen zu tun, sondern – wie oft bei Genazino – mit einer alles verschlingenden Furcht vor dem Verschwinden, vor dem Körper, der einem fremd wird und die Dienste versagt.

Diese ganze „Gesamtmerkwürdigkeit des Lebens“ erzählt der 2004 mit dem Büchner-Preis geehrte Genazino wieder so federleicht und amüsiert, wie es nur der „sprachverliebte Stadtstreicher“ (SZ) und „große, stille Chronist der Bundesrepublik“ (Der Spiegel) kann. Er beobachtet scharf, doch ist sein Blick niemals sektiererisch, sondern haftet stets liebevoll an der Schlichtheit des Alltags und den Schwächen der Menschen. Nicht umsonst empfahl jüngst ein Rezensent, man möge Genazinos Texte in der Apotheke verkaufen – gegen „Selbstverengung und seelische Austrocknung“ (SZ).

6,50/4,-/3,-

„Dort, wo jeder hinwegsieht, entdecken Genazinos Romane kleine Kostbarkeiten, Kunstwerke des Verborgenen.“
(Helmut Böttiger)

Seltsame Berufe haben sie, die Gestalten in Wilhelm Genazinos „Die Liebesblödigkeit“: Sie sind Staubforscherinnen oder Alkohol-Sekretäre, Panik-Berater oder Ekelreferenten. Der Held selbst ist freischaffender Zivilisationsapokalyptiker, Handlungsreisender in Sachen Weltuntergang. Seine ganz privaten Apokalypsen indes heißen Judith, wenn er geistigen Zuspruchs bedarf, und Sandra, wenn er Körperlichkeit sucht. Seit Jahren führt er ein glückvolles Leben mit zwei Frauen, die voneinander nichts wissen. Ein Meister des Rollenspiels ist er, Fachmann im Erfüllen der Erwartungen der Frau, bei der er gerade ist. Nun, die 50 bereits überschritten, meint der sinn-verlesende Wortjongleur („Bitte stellen Sie Ihr Talent in den Abräumwagen!“) plötzlich, sich entscheiden zu müssen, und katapultiert sich behände in einen Zustand der „Liebesblödigkeit“. Judith oder Sandra? Sandra oder Judith? Speise für den Leib oder für den Intellekt? Diesen Strudel des Nichtentscheiden-könnens trudelt Genazinos liebenswert verschrullter Held immer schneller hinab, bis er endlich merkt, dass es nicht die „Liebesverstopfung“ ist, die ihn ängstigt, sondern die „rasende Todesangstmaschine“. Und die hat nichts mit den Frauen zu tun, sondern – wie oft bei Genazino – mit einer alles verschlingenden Furcht vor dem Verschwinden, vor dem Körper, der einem fremd wird und die Dienste versagt.

Diese ganze „Gesamtmerkwürdigkeit des Lebens“ erzählt der 2004 mit dem Büchner-Preis geehrte Genazino wieder so federleicht und amüsiert, wie es nur der „sprachverliebte Stadtstreicher“ (SZ) und „große, stille Chronist der Bundesrepublik“ (Der Spiegel) kann. Er beobachtet scharf, doch ist sein Blick niemals sektiererisch, sondern haftet stets liebevoll an der Schlichtheit des Alltags und den Schwächen der Menschen. Nicht umsonst empfahl jüngst ein Rezensent, man möge Genazinos Texte in der Apotheke verkaufen – gegen „Selbstverengung und seelische Austrocknung“ (SZ).

Medienpartner NDR Kultur und NDR Info